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Gottfried von Neifen, ›Hy, wie wunnenklich du̍ heide‹ (C 26–30) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Neif 26–30

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: 1a+.3-b 4-b 4c / 4-b 4-b 4c // 4-d 4e 4-d 4e 4a

Die grammatischen Reime in V. 2f., 5f. 7f. und 9f. verbinden Verse über das Schema hinaus. Gleichversige Strophenformen machen ca. die Hälfte des Gottfried-Korpus aus. Zur Gruppe der vierhebigen Strophenformen mit Dreivers-Stollen vgl. Kuhn, S. 47f.

Inhalt: Zahlreiche Klangeffekte unterstützen den inhaltlichen Mittelpunkt des Lieds, den Gegensatz von froͤide und leit.

Inhaltlich fügt das Lied fünf unterschiedliche Strophen zusammen: I ist ein Natureingang, der die personifizierte freudige Frühlingsnatur und die Hoffnung des Ichs, selbst Freude zu erfahren, zusammenbringt. Das Thema ›Natur‹ wird in II in der Rosenmetaphorik aufgegriffen; hier erzählt das Ich vom ersten Anblick der Geliebten. Auf ein allgemeines Frauenlob (III) folgt mit IV eine persönliche Klagestrophe und die Bitte des Ichs um Liebeserfüllung, während die poetologisch reflektierende Str. V noch einmal allgemein Frauen als Freudebringer bestätigt und fehlende Gegenseitigkeit in der Liebe beklagt.

Klang: Die in grammatischen Reimen verbundenen Verse (2f., 5f. 7f. und 9f.) sind inhaltlich zum Teil Variationen derselben Aussage, was sie als Klangeffekt bestärkt. Klangverstärkend wirkt auch die Leitworttechnik; so ist der Abgesang von I ab I,8 durch die Leitwörter froͤide und sorge bestimmt, während das Leitwort der Str. III (liebe) ergänzt wird durch Wortspiele mit liebe und lip; in Str. IV wird die minne sowohl als Personifikation angeredet (IV,5/9) als auch als Gegenstand verhandelt (IV,10), und ein dreimaliges minne ist Leitwort im Abgesang von Str. V. Str. II ist geprägt von der Farbe Rot, über die Mund und Rose metaphorisch verbunden sind: roͤselecht ein roter gruͦs (II,3), sam die rosen in toͮwen bluͤte / was ir munt rot als ein bluͦt. (II,9f.). Als klanglicher Effekt wirkt auch die Figura etymologica in II,8 (guͤte guͦt, wobei guͤte das Reimwort aus II,7 wiederholt) und III,1 (froͤlich fro). I,3 greift den Reimklang des Aufgesangs (ei) im Versinneren auf (bei metrisch korrekter Realisierung des gegen zweimal: gein den meigen), I,6 nimmt darüber hinaus das Partizip (verswunden) des Reimworts von I,7 (verswinden) im Versinneren vorweg. Der Aufgesang der letzten Strophe ist strukturiert durch parallele Fragesätze, die mit den Fragewörtern was, (swa,) wa und wer klanglich ähnlich eingeleitet sind. »Die raffinierte Reimstruktur und beinahe mehr noch die sprachlichen Repetitionen erzeugen eine Klangwelt, welche die Leitthemen der einzelnen Strophen und ihren ›Sinn‹ unmittelbar präsent macht.« (Klein, S. 376).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 25.05.2021.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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