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Niune, ›Sumer, diner suͦzen wetter muͦzen wir uns anen‹ (A 52–58) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Das Lied gehört »zu den am besten dokumentierten Liedern der Riedegger Sammlung« (Bennewitz-Behr, S. 79), was von seiner Beliebtheit zeugt (vgl. ebd.). Es ist in sechs Handschriften mit unterschiedlicher Strophenanzahl überliefert, wobei die Strophenreihenfolge prinzipiell übereinstimmt. Die ersten sechs Strophen tradieren R, d₁ und s unter Neidhart und A unter Niune parallel, ähnlich c (Neidhart), wo eine unikal überlieferte Strophe vor ARd₁s VI inseriert ist. Im Folgenden weichen die Handschriften stärker voneinander ab: c tradiert mit insgesamt 15 Strophen die längste Version des Liedes, das in A nur aus insgesamt sieben Strophen besteht. In d₁ und C₂ ist die Überlieferung unvollständig: In d₁ bricht sie im letzten Vers der siebten Strophe ab, in C₂ bereits am Beginn der zweiten Strophe.

In R überschneidet sich das Lied mit dem vorangehenden R Neidh 1–6 »in der Verwendung einzelner Motivkreise [...] (Spiegelraub, rûnen, Klage über den vergeblichen Dienst und die uppecheit der dörper)« (Bennewitz-Behr, S. 79); drei Strophen sind am linken Rand nachgetragen (R VII–IX), entweder später vom selben Schreiber (Holznagel, S. 294f.) oder von anderer Hand (Nei/Wie, Anmerkung zu 75,9, 74,25 und 75,3). Ihre Abfolge ist ungewiss (Bennewitz-Behr, S. 170): Neben R XIII und IX sind Reste einer Strophennummerierung erkennbar, die jedoch wegen Blattbeschnitts nicht genau zu identifizieren ist (SNE 3, S. 16); die hier wiedergegebene Reihenfolge hat sich in der Forschung etabliert.

In c ist das Lied Teil einer Gruppe von Winterliedern mit dem Aufbau ›Winternatureingang – Minne­stro­phen – Dörper­stro­phen‹ (vgl. Becker, S. 122) und hat wie das vorangehende Lied c Neidh 629–635 eine Trutzstrophe (ebd., S. 126). In d₁ hat das vorliegende Lied mit dem vorangehenden d₁ Neidh 117–125 et al. »das Leitmotiv Engelmar-Vriderun gemeinsam« (Becker, S. 63).

s ist die einzige Handschrift, die das Lied mit Melodie überliefert. Es folgt hier auf eine Gruppe an Schwankliedern, deren vorangehendes, der sogenannte Hosenschwank s Namenl 51r/1–11, wie das vorliegende Lied Details zur Biographie der Neidhart-Figur liefert (ebd., S. 68).

Form: 7-a 7b / 7-a 7b // 7c 11c

Möglicherweise hat der letzte Vers nach der siebten Hebung eine Zäsur (vgl. Nei/Wie, S. 268, Anm. zu 73,29). Versfüllung und Auftaktgestaltung sind frei, teilweise weicht die Hebungszahl ab (z. B. Unterfüllung in c XV,6).

Inhalt: Neidhartisches Winterlied.

Nach einem Winternatureingang klagt das Ich in Str. II bis VI (=c VII) über seine unerwiderte Liebe, besonders jedoch über die dörperlichen Rivalen, über die es sich auch lustig macht.

Die unikal überlieferte Strophe c VI ist mit ihrem Strophenbeginn (Gern west ich, wie es die torpper unter einander trachten) eine Variation von c VII et al. (Fragt ir mich der mëre, wie sie es unter einander schüffen; vgl. Bennewitz-Behr, S. 172), auffällig ist dabei die – so die ältere Forschung stark wertend – »alberne[] anspielung auf das unechte lied von Neidhart im fasse« (Bei Nei/Wie, S. 270).

Von den drei nachgetragenen Strophen in R führt R VII die Dörperthematik weiter, R VIII und IX sind Strophen, die Details zur Biographie der Neidhart-Figur liefern. Das Ich thematisiert den eigenen Gesang, fordert die Rezipienten auf, es nicht mehr nach seinem verlorenen Besitz Riwental (R VIII,2) zu nennen, und verortet seinen Gönner in Oesteriche (R IX,3). Mit der Riwental-Strophe schließt die knappe A-Version des Lieds.

In Str. c VIII–XI wird die Dörperthematik mit Hilfe eines Botenberichts (c VIII,1: Ein gailer gattelling, der kom geloffen von dem streitt) im Prinzip der »Episodenvervollständigung« (vgl. Becker, S.441) weitergeführt. Mit c XII–XV bilden ›biographische‹ Strophen den Schluss des Lieds. Die Lied-Version in s kommt vom Strophenbestand her jener in c sehr nahe; eine erweiterte Version hat ursprünglich wohl auch d₁ tradiert, wo die Überlieferung im letzten Vers der Str. d₁ VII (Botenbericht) abbricht.

Die unikal überlieferte Strophe c XIII thematisiert einen Gönnerwechsel, der das Ich von Payern [...] gein Ostrichen (c VIII,5f.) führt, wobei mit dem werden Osterman vermutlich Friedrich der Streitbare gemeint ist (Bennewitz-Behr, S. 174).

Sowohl in c als auch in s endet das Lied mit einer Trutzstrophe. Dabei fehlt im metrisch unterfüllten Vers c XI,6 genau jene obszöne Auflösung (es was ein aychel, s XI,6), die dem Lied in c seine Überschrift die aichell gibt (Becker, S.154).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 21.01.2022.
Gehört zur Anthologie: Neidhartisches Winterlied
 A Niune 52 (51) = SNE I: R 2 (R I); HW 73,24; WL 24Zitieren
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