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Reinmar, ›Du̍ welt noch ir alten sitte‹ (B 24 25) Lied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Das zwei­stro­phige Lied wird in C unter Dietmar von Aist, in B unter Reinmar geführt. Bei Reinmar ist das Lied ein Wechsel, in dessen erster Strophe eine Frau spricht. Bei Dietmar sind in der ersten Strophe die Personalpronomina ausgetauscht, dadurch präsentiert sich das Lied als zwei­stro­phiges Ich-Lied. Meist wird in der Forschung der Wechsel als plausiblere Version bevorzugt (vgl. Köhler, S. 98f.). Die Autorschaft bleibt letztlich ungeklärt. Weder überraschen zwei inhaltlich lose verbundene Strophen bei Dietmar, noch der Wechsel bei Reinmar. Allein unter den vierzehn Liedern des Reinmar-Korpus in B finden sich insgesamt drei Wechsel. Auch begegnet der Tausch von Männer- und Frauenstrophe bei Reinmar ein weiteres Mal: In der vierten Strophe von So ez iener nahet deme tage nach A (A Reinm 1–4) sind es wiederum die Personalpronomen, die deutlich machen, dass ein Mann spricht, während die gleiche Strophe im Liedzusammenhang von C und E als Frauenstrophe erscheint (C Reinm 24 bzw. E Reinm 76; vgl. Tervooren, S. 185f.).

Form: (.)4a .3-b / .4a .3-b // .4c .4c (.)4d (.)4x .4d

B markiert die Waise durch einen Reimpunkt, C tut dies nicht. Die beiden Strophen lassen einen inhaltlich parallelen Aufbau erkennen, aber keine über die metrische Form hinausgehende äußere Bindung (etwa durch Reim, Reimvokale, Wortwiederholungen; vgl. Ipsen, S. 346, 355f.).

Inhalt: Dass die erste Strophe in C eine Männerstrophe, in B dagegen eine Frauenstrophe ist, wird am Wechsel der Personalpronomina in I,7f. deutlich; abgesehen davon stimmen die B- und C-Überlieferung des Liedes weitgehend überein.

Der inhaltliche Aufbau beider Strophen verläuft teilweise parallel: Sie beginnen jeweils mit einem Bezug zur Gesellschaft (I,1: diu welt, II,1: nieman) und schließen mit einer Waisenterzine, in welcher Nähe als Freude und Ferne als Schmerz thematisiert werden. I ist auch hinsichtlich der Personenbeziehungen klar gegliedert: Hier bestimmt das Verhältnis von ›Ich‹ und ›Gesellschaft‹ den Aufgesang, erst I,4 bringt mit dem Ich als Subjekt den Umschwung hin zur ›Ich‹-›sie/er‹-Beziehung im Abgesang. In II dagegen scheint die ›Gesellschaft‹ nach dem Einstieg nieman (II,1) nur mehr mittelbar auf in den Wörtern eren (II,4) und sicherheit (II,6).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019.
Gehört zur Anthologie: Wechsel
 B Reinm 24 = MF 36,5Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 66
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