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Ulrich von Winterstetten, ›Sumerwunne, so du dine liehten tage erglentzen wilt‹ (C 9–13) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Wint 9–13

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzon mit Refrain. Schema für Strophe I und II:

2-a+6b 7c / 2-a+6b 7c // 6-d 7-d //R 8e .7e

In Strophe III bis V zählt V. 5 eine Hebung mehr (7-), in Strophe IV kadenziert der Binnenreim männlich (also 2+.6), was, neben der Zeilenlänge, dringend für die Annahme von Binnenreimen spricht. Die Verse sind streng alternierend (gegen = stets gên/gein, si ist = sist in V,4, libe in III,4 ohne Elision). Reimresponsion zwischen den Strophen ist selten (I,2. 4 zu III, 1. 3).

Der Refrain ist syntaktisch mit der Strophe verbunden, wobei die Art der syntaktischen Einbindung variiert, was den Bruch zwischen Strophe und Refrain elegant überspielt.

Inhalt: Die Strophen des Liedes bauen gedanklich aufeinander auf: Die sonnige Maiennatur (Natureingang) erweckt im Ich die Hoffnung, dass seine Geliebte (stets nur pronominal bezeichnet) bei ihm wäre; dann würde er froh (I). Alleine dieser Gedanke macht ihn hochgemut und lässt die Hoffnung keimen, dass sie ihn vom Kummer befreit (II). Ein (wiederum mit Naturvergleich operierender) Frauenpreis begründet seine Attitüde, wieder sehnt er sie herbei (III). Ihre Schönheit bedingt seinen Dienst und seine Treue, wieder hofft er auf ein Entgegenkommen (IV). Nach einem abermaligen kurzen Frauenpreis spricht das Ich an, was einzig ihn bedrückt, nämlich dass sie gegen seine Bitte zu streng ist, was auf eine Pointe gegen die Hohe Minne hinführt: Jene nämlich, die dieses Verhalten mit ihrer êre begründen, werden als schalke verspottet; auf diese möge sie nicht hören. (V)

Der lineare Aufbau wird überlagert von paradigmatischen Strukturen, die Strophe I und III (Hoffnung auf ihre Gegenwart), II und IV (Naturvergleich, Hoffnung auf irgendeine Art Erhörung) sowie III und V (Frauenpreis) – also stets eine Strophe mit der übernächsten – verbinden. Lexematische Rekurrenzen stärken den Zusammenhalt des Liedes weiter (z. B. eigen diener, IV,1 und V,1), die ungeraden Strophen werden durch die syntaktische Zäsur in V. 6 (die allerdings in III,6 interpunktionsabhängig ist) verknüpft.

Ins Auge fallen eine Reihe sprachlicher Kühnheiten, die aus traditioneller Perspektive (siehe die Einträge in Apparat II) für Fehler angesehen werden und die sich – vielleicht nur zufällig – in V. 3. bündeln (I,3; II,3; IV,3; außerdem III,1f.; III,6). Ihnen vergleichen sich der punktuelle Anredewechsel in IV,1 sowie die wechselnde Binnenkadenz ebendort, vielleicht auch der Wechsel von Singular und Plural bei Rose und Lilien (III,1f.), die blockweise (I/II, III–V) variierende Hebungszahl in V. 5, das syntaktische Verschwimmen der Grenze zwischen Strophe und Refrain oder die syntaktische Offenheit in III,5. Auch der Vergleich der Geliebten mit dem Gral (III,5) ist, wenn auch nicht extravagant (von Kraus, S. 576), so doch gewagt. Diese grammatikalischen, formalen und thematischen Wagnisse kontrastieren scharf mit der im Großen und Ganzen rigiden formalen Gestalt und mit dem luziden Aufbau, ein Kontrast, der die nur sacht gestörte Unbeschwertheit des Ichs und die heitere Pointenhaftigkeit des Liedes poetisch einfangen möchte.

Carl von Kraus freilich hält den Text für »aus den Fugen« (von Kraus, S. 576), bessert energisch und gewinnt dem Lied so, auf Kosten dieses Kontrasts, eine formale, sprachliche und thematische Glätte, die es in der Überlieferung nicht hat.

Intertext: III,1 könnte eine Anspielung auf ›Parzival‹ 188,10–13 (über Condwiramurs) sein. Die Similien selbst könnte man auch mit einem kommunen Sprechregister wegerklären, doch passen sie auffällig gut zum Gral in III,5 (Hinweis von Sonja Glauch).

Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 19.01.2020.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 88rb
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