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Ulrich von Winterstetten, ›Der sumer mit gewalde hat‹
C Wint 21 (15)
IC Wint 21 (15) = KLD 59 V 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88vb
C Wint 22 (16)
IIC Wint 22 (16) = KLD 59 V 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88vb
C Wint 23 (17)
IIIC Wint 23 (17) = KLD 59 V 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 88vb
C Wint 24 (18)
IVC Wint 24 (18) = KLD 59 V 4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 89ra
C Wint 25 (19)
VC Wint 25 (19) = KLD 59 V 5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 89ra

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzone mit Refrain. Metrisches Schema:

.4a .3-b / .4a .3-b // .2c .2c .2c .2c .3-b //R .2d .2d .2d

Die Verse sind streng alternierend (gsach in III,3?), metrische Varianz zwischen den Strophen gibt es nicht. Auch die syntaktische Füllung des metrischen Schemas ist von Strophe zu Strophe sehr ähnlich (wenn auch nicht identisch). Reimresponsionen zwischen den Strophen möchten zufällig sein (I,1. 3 zu II,5–8).

Problematisch ist die Absetzung der Verse: Aus Gründen der Symmetrie (vierhebige Verse – auch bei V. 2, 4 und 9 mit klingender Kadenz) sowie wegen der (dann) völligen Baugleichheit mit V. 1 und 3 könnte man V. 5/6 und 7/8 mit Binnenreim zu jeweils einem Vers zusammenziehen (so in KLD). Analog ließe sich auch der Refrain als Langzeile mit zwei Binnenreimen interpretieren. Dagegen steht, dass die formale Korrespondenz der Kurzzeilen im Abgesang mit den Kurzzeilen im Refrain eben nicht auf vier (plus vier), sondern auf einmal vier, einmal sechs Hebungen hinausläuft, sodass man mit demselben Recht auch V. 5–8 zu einer achttaktigen Zeile verbinden könnte. Auch der vierfache Reim im Abgesang kappt die Verse sehr deutlich und es ist, ohne Kenntnis der Melodie, schwer einzusehen, warum er einmal Binnen-, einmal Endreim sein soll. Möglicherweise gibt der letzte, gleichsam überstumpfe Refrainvers dem Lied auch einen deutlichen und überraschenden formalen Abschluss.

Inhalt: Nach einem sommerlichen Natureingang (I) breitet das Ich, kontrastiv dazu, sein ungemuͤte aus: Jene, die er liebt, hält ihn in ihrem Sehnsuchtsbann und hilft ihm nicht (II). Ein Frauenpreis begründet implizit seine Liebe, und auch ohne Nutzen singt er ihr Lob vor den Besten (III). Sind ihm aber herzelieb und froͤide verwehrt, leitet sich daraus eine berechtigte Klage ab; sein Untergang wäre ihre Schande (IV). Die antithetische Folge von positiv (I, III) und negativ (II, IV) gestimmten Strophen wird in der fünften Strophe gebündelt, wenn das Ich dort zuerst (auf II rekurrierend) nochmals erklärt, dass er von ihr gefesselt und verletzt ist, dann aber plötzlich und aufgeregt (Syntax) der Hoffnung Raum gibt, dass der rote Mund ihn erlösen könnte. Diese antithetische Struktur, die den Bau des Liedes regiert, findet auch im Refrain Ausdruck; eine liedübergreifende stringente Argumentation hingegen ist kaum greifbar.

Cramer, S. 183f. will durch I,8 Natureingang und Strophe »als Zitat und literarische Reproduktion« hingestellt sehen.

Intertext und Metaphorik: Punktuell auffällig ist die Bildlichkeit, so etwa die Vorstellung, dass die Dame ihn binde wie einen wilden Heiden (II,9; vgl. C Dietm 38, V. 6, sowie C Neif 44, V. 9), oder die Katachrese vom (minne)strik, der das Ich wunt macht, in V,3. 5 (zu beidem vgl. von Kraus, S. 578).

Florian Kragl

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