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Ulrich von Winterstetten, ›Der tag uns nahet‹
C Wint 111 (104)
IC Wint 111 (104) = KLD 59 XXVII 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 93ra
C Wint 112 (105)
IIC Wint 112 (105) = KLD 59 XXVII 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 93ra
C Wint 113 (106)
IIIC Wint 113 (106) = KLD 59 XXVII 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 93rb

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzone. Metrisches Schema:

.2-a .2-a 3b .2-c / .2-d .2-d 3b .2-c // .4e .4e .2-c

Der c-Reim bindet Auf- und Abgesang. Die Alternation ist weitgehend regelmäßig (mit warnesanc, I,3; heb’, I,8; zer, II,9; evtl. Tilgung von diu in I,10). In Strophe I dürfte der Schreiber (oder einer seiner Vorgänger) von dem vermeintlichen sanc-Reim in I,6 irritiert gewesen sein, sodass die Reimpunkte in I,5–7 falsch gesetzt sind. Ob man in den Stollen je zwei kurze Verse mit Binnenreim zu einem längeren Vers zusammenzieht, wäre im Vergleich mit anderen Ulrich-Liedern zu erwägen; mit Blick nur auf dieses Lied geschähe es ohne Grund.

Inhalt: Konventionelles Tagelied. Der Wächter kündet den Tag und warnt allgemein die Liebenden (I), die sich dann in Figurenreden voneinander verabschieden (II, III). Dazwischen berichtet Erzählerrede von einer letzten Umarmung (II).

Unklar sind die Sprecherverhältnisse in der dritten Strophe. Es könnte zuerst sie, dann er, dann nochmals sie sprechen, doch auch eine durchgehende Frauenrede mit wiederholter Inquit-Formel (im Sinne von: ›und sie sprach weiter‹) ist nicht auszuschließen. von Kraus, S. 590 will bis V. 8 die Frau, das letzte Wort aber den Ritter sprechen lassen (weil Tageliedritter sich nicht in Sehnsucht verzehren? weil nur Männer ihre Treue erklären?), wobei die aufgeregte textkritische Rhetorik (»schwere Störung«, »zweifellos«) möglicherweise schon darauf hindeutet, dass der Fall so eindeutig nicht ist. Die Strukturparallelen, die von Kraus aus anderen Tageliedern Ulrichs beibringt (»eine ähnliche Treueversicherung am Schluss«, und zwar des Ritters), ergeben kein eindeutiges Bild: Das letzte Wort hat der Ritter in C Wint 31–33 und C Wint 57–59, doch nur im ersten Fall nennt er seine triuwe, in C Wint 114–116 spricht die Frau den Schluss (mit angehängter sehr kurzer Erzählerrede), C Wint 117–119 endet mit längerer Erzählerrede, wenn auch der Ritter die letzte Figurenrede davor hat.

Florian Kragl

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