LDM -- Strophensynopse

Gottfried von Straßburg, ›Du̍ zit sint wunneklich‹

C Gottf 1

C Gottf 1 = KLD 16 [III] [1]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini D|4|rot]{u^i|iu} z{i|î}t #sint wu#nne{k|c}lich·.

#swa#nne ab#er-/elle gege#n de#m meien#·

al#se wu#nne{k|c}l{i|î}-/che #strebet·,

#s{o|ô} hebt ze>>fr{o^ei|öu}de#n #sich· /

erde #vn#d luft; dar z{u^o|uo} #sich zweie#n·, /

#sw#c g{e|ê}t, fl{u^i|iu}{#s|z}et[[2 i¬fl{u^i|iu}{#s|z}et~i$ i¬fliuget~i KLD nach A]] oder #swebet·.

m{#v^o|uo}z i{h|ch} iemer / eine #s{i|î}n·,[[3/9 Die Assonanz im Reim hat auch die Parallelüberlieferung in A. ]]

#selbe and#er[[3 i¬selbe ander~i ›selbst der andere, mit noch einem‹ (vgl. Le II, Sp. 867).]] wirde ich niem#er {a|â}ne #si·, /

d{u^i|iu} mir an de#m h#erzen l{i|î}t·,[[2-10 i¬... herzen mîn / und in dem munde ... wonet nâhen bî.~i KLD]][[??? Interpunktion? Komma?]]

#s{#v^e|üe}ze i#n de#m m#vnde· #binnenr z'all#er / #st#vnde· #binnenr wonet mir n{a|â}hen b{i|î}·. /

C Gottf 2

C Gottf 2 = KLD 16 [III] [2]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini W|2|rot]{i|î}{b|p}l{i|î}che w#erde{k|ch}eit·,

got h{a|â}t vor aller c►^e|r{e|ê}◄a-/t{u^i|iu}re

dich gemachet al#se w#ert·.

#swes m{#v^o|uo}t / ze mi#nne#n #steit·,

de#m i#st d{i|î}n name al#s{o|ô} geh{u^i|iu}re·, /

d#c er be{#s#s|zz}ers nien engert·.

wart i{ch|h}t lieb#ers / da#nne w{i|î}{b|p}·,

des habe ich #vnge#samnet m{i|î}ne#n / m{#v^o|uo}t·.

w{i|î}bes name #vn#d w{i|î}bes l{i|î}{b|p}·

#sint b[mut a mut][ins ei ins]de[[1 i¬beide~i$ i¬ei~i gebessert aus i¬a~i?]] / reine·, #binnenr #swie doch eine·[[2 i¬#swie doch eine~i$ i¬doch ir eine~i KLD nach A]] #binnenr mir #vn#sanfte t{u^o|uo}t·. /

C Gottf 3

III

C Gottf 3 = KLD 16 [III] [3]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini I|3|rot]%Ch #vnv#erd{a|â}ht#er man·,

war t{#v^o|uo}n ich wort, war / t{#v^o|uo}n ich #sinne·,

#swa#nne ich b{i|î} d#er #sch{o|œ}ne#n bin·, /

d#c ich niht rede#n kan·?

#s{o|ô} gar v#er#st#v#mmet mich / ir mi#nne·,

d#c ich bin gar {a|â}ne #sin·.

#swa#nne ich / #spreche#n #sol ze¦no^^t·,

#s{o|ô} kan ich harte kleine, / des mich vr[exp o exp][sup #v sup]me·;

#s{o|ô} wird ich bl{#v|û}{g|c},[[3 i¬blûc~i ADJ. ›zaghaft, schüchtern, verlegen, unentschlossen‹ (Le I, Sp. 313).]] von / #schame#n r{o|ô}t·.

dar n{a|â}{h|ch} be#s#vnd#er· #binnenr kan ich wu#n-/der·, #binnenr #swa#nne ich vo#n ir k#vme·. /

C Gottf 4

C Gottf 4 = KLD 16 [III] [4]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini W|2|rot]a{s|z} hilft[[2 i¬hilft~i$ i¬sol~i KLD nach A]] m{i|î}n #vmbe#sage#n·?[[3 i¬umbesagen~i stN. ›das viele Sprechen, Umständlichkeit im Sagen oder Berichten‹ (BMZ III/2, Sp. 19a, verweist wie Le II, Sp. 1737, nur auf diese Stelle).]]

mit eine#m / worte #si'{s|z} be#sl{u^i|iu}{#s#s|z}et·,[[1 i¬be#slu^i#s#set~i$ auf i¬u~i sowohl Längezeichen als auch hochgestelltes i¬i~i]]

#si #sprichet kurz/l{i|î}ch: ›ine wil·.‹

#sol ich dar#vmbe v#erzage#n·?

nei#n, / ich enwil! #swen es v#erdr{u^i|iu}{#s#s|z}et·,[[1 i¬v#erdru^i#s#set~i$ auf i¬u~i sowohl Längezeichen als auch hochgestelltes i¬i~i]]

d#er be#iaget / niht ze>>vil·.

ich wil #si v#er#s{#v^o|uo}che#n b#c·

#vn#d wil / mich in ir diene#st iem#er¦#sparn·.[[2 i¬iemer~i$ i¬niemer~i KLD]]

ir g{#v^e|üe}te[[2 i¬ir g{#v^e|üe}te~i$ i¬und ob si~i KLD nach A]] mir ge-/b{u^i|iu}tet d#c·,

ze %babil{o|ô}ne#· #binnenr n{a|â}ch ir l{o|ô}ne· #binnenr wolt ich / gerne varn·. /

C Gottf 5

C Gottf 5 = KLD 16 [III] [5]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini D|2|rot]er #s#vm#er #s{i|î} #s{o|ô} g{#v^o|uo}t·,

d#c er die #sch{o^e|œ}ne in #s{i|î}n#er / wu#nne·

la^^{#s#s|z}e wu#nne{k|c}l{i|î}che lebe#n·.

#sw#c wol / den {o^v|ou}ge#n t{u^o|uo}t·

#vn#d #sich de#n l{u^i|iu}te#n liebe#n k#v#nne·,

d#c / m{#v^e|üe}{#s#s|z}e ir d{u^i|iu} #s{e|æ}lde gebe#n·.

#sw#c gr{u^e|üe}nes {#v|û}f vo#n er-/de ge^^·

oder t{o^vw|ouw}es oben{a|â}#n nider r{i|î}#sen m{#v^o|uo}{s|z}·, /

l{o^v|ou}{b|p}, gras, bl{#v^o|uo}me#n #vn#d kl{e|ê}·,

d#er vogel d{o^e|œ}ne#n· #binnenr geb d#er / #sch{o^e|œ}ne#n· #binnenr wu#nne{k|c}l{i|î}che#n gr{u^o|uo}{s|z}#·. /

C Gottf 6

C Gottf 6 = KLD 16 [III] [6]

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 364va

[ini I|3|rot]%R r{o|ô}#sevarw#er m#v#nt·

#vn#d ir wol #st{e|ê}#nde#n liehte#n {o^v|ou}ge#n·, /

d{a|â} b{i|î} ein wol ge#schaffe#n l{i|î}{b|p}·,

d#c machet man-/ger #stu#n{d|t}·,

d#c mir d#c h#erze tr{u|û}ret t{o^v|ou}ge#n·.

d#c bede#n-/ke, ein #sch{o|œ}ne{s|z} w{i|î}{b|p}·!

d#v #senfte mir d#c #sw{#e|æ}re / lebe#n·

#vn#d b{u^i|iu}t mir vil #schiere d{i|î}ne hant·,

ald / ich m{#v^o|uo}{s|z} i#n de#n #sorge#n #swe_#n|_be#n·.

dar an gedenke·, /#binnenr niht entwenke·, #binnenr ent#stri{k|ck}e mir da{s|z} bant#·! /

Kommentar

Überlieferung: Das in A fünfstrophige Lied führt C mit einer sechsten Strophe.

Form: .3a .4-b 4c / .3a .4-b 4c // (.)4d .5e (.)4d .2-f+2-f+3e

C VI,3 hat Auftakt, Auftakt fehlt in I,6 und A IV,8. Zu Reimresponsionen vgl. von Kraus, S. 166.

Inhalt: Zwei Strophen mit Jahreszeitenbildlichkeit (Str. I und V) umrahmen einen allgemeinen Frauenpreis (Str. II), eine Variation des Verstummens angesichts der Geliebten (Str. III) sowie eine Beteuerung des andauernden Dienstes (Str. IV); C VI st ein spezifischer Frauenpreis mit Lohnforderung.

Die sowohl formalen als auch inhaltlichen Unregelmäßigkeiten des Lieds sind auffällig. Ist die Strophenabfolge unmittelbar einleuchtend, so wirken die Formulierungen auf Strophenebene teilweise ungelenk und sind schwer verständlich (vgl. die Kritik bei von Kraus, S. 166f.). Ob man der Version aus A oder jener aus C folgt, ist nach von Kraus ebd., S. 166, »vielfach Geschmackssache«; C bietet die intuitiveren Lesarten, jedoch ist auch hier eventuell teilweise einzugreifen. So ersetzt z. B. von Kraus in C IV,8 iemer durch niemer (›ich will mich in ihrem dienste niemals schonen‹, vgl. von Kraus, S. 167).

Simone Leidinger