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Rubin, ›Wurde ich von der guͦten vro‹
C Rubin 61
IC Rubin 61 = KLD 47 XXI 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 174ra
C Rubin 62
IIC Rubin 62 = KLD 47 XXI 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 174ra
C Rubin 63
IIIC Rubin 63 = KLD 47 XXI 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 174ra

Kommentar

Überlieferung: Das Minnelied ist mit übereinstimmender Strophenzahl und -folge in den Rubinkorpora von A und C enthalten.

Form: Stollenstrophe 4a 6-b / 4a 6-b // 5-c 5-c .5-d .6-d. Gegenüber dem Bau­schema ist der Vers II,4 wohl infolge eines Überlieferungsfehlers um eine Hebung verkürzt.

Inhalt: Das Lied reflektiert verschiede­ne Funktionen des Frauenpreises (lop ist zentrales Motiv aller Strophen). wibe schoͤne sehe[n] unde lobe[n] ir guͤte wird einerseits als Geheimlehre des uneigennützigen Sängers gegen den Kummer und die Freudlosigkeit der ganzen Welt inszeniert (III), und der Preis der Dame wird als Lied des Sängers gerne gehört (und reprodu­ziert? II,5) und beschert dem Wieder­sänger sogar Glück bei dessen eigener Werbung (? II,6). Da der Preis der Dame dann in aller Munde ist, fühlt sich der Sänger gegen Leid geradezu immunisiert (II,8). Ganz anders sieht es mit der Wirkung des Gesang auf die Geliebte (und der Wirkung der Erhörung auf den Gesang) aus, die allesamt im Irrealis stehen (I,1–4; III,5). Er muss fürchten, der desinteres­sierten Geliebten werde das Lob zuviel (I,7), und sein eigenes Glücksrezept könnte er für sich nur dann anwenden, wenn er die Zustimmung der Allge­mein­heit dafür hätte (? III,5f.). Als Pointe des Liedes erscheint der zirku­läre Zusammenhang von Liebes­erfüllung und nötiger Durch­schlags­kraft des Gesanges (I,1–4): So singen, daz es dur du̍ oren in daz herze klunge, dass es also eine emotionale Wirkung erzielte, könnte das Ich erst, wenn es von der guͦten vro geworden wäre – was aber nie eintreten wird, wenn es mit dem Gesang nur ihre Ohren erreicht. Die folgerichtige Konsequenz ist es, wenn das Ich sein Singen nur noch von der eigenen Vorliebe getragen sein lässt: doh ist mir lieber, lob ich si, danne ob ich es lieze (I,8).

Vgl. die Strophe C 50, die durch sprachliche Responsionen eng an das Lied gekoppelt ist und es in einem Punkt etwas pedantisch zu korrigieren scheint: dass nämlich die zu preisenden Eigenschaften der Dame nicht gleichrangig seien.

Sonja Glauch

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