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Gottfried von Neifen, ›Selig, selig si du̍ wunne‹
C Neif 54
IC Neif 54 = KLD 15 XIII 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35ra
C Neif 55
IIC Neif 55 = KLD 15 XIII 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35ra
C Neif 56
IIIC Neif 56 = KLD 15 XIII 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35ra
C Neif 57
IVC Neif 57 = KLD 15 XIII 4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb
C Neif 58
VC Neif 58 = KLD 15 XIII 5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb

Kommentar

Überlieferung: Unikal in C. Str. III ist teilweise unleserlich durch starken Abrieb am unteren linken Seitenende.

Form: 4-a 6b / 4-c 6d // 4d 4-c 4-a 2-c+4b

Der »eigentümliche Ton« (von Kraus, S. 107) ist eine Sonderform der Kanzonenstrophe: Die Stollenreime kehren erst im Abgesang wieder. Binnenreim wird angesetzt, um den metrischen Wechsel von vier- und sechshebigen Versen zu verdeutlichen und den Abgesang als (variierende) Spieglung des Aufgesangs hervorzuheben. Auffällig sind die Wortwiederholungen, die jeden Strophenbeginn zusätzlich formal markieren.

Inhalt: ›Frühling‹ und ›Tanz‹ prägen das Lied inhaltlich, formal unterstützt wird die Tanzmotivik durch die rhythmisch wirkenden Wortwiederholungen am Beginn jeder Strophe, die in der Anfangs- und der Schlussstrophe gesteigert sind.

wunne, Mai, Vogelgesang, Wiese und Wald preist der Aufgesang schwungvoll durch die fünfmal wiederholte Formel selig si, während der Abgesang des Natureingangs durch Wiesenblumen und das erdenken (I,7) des Ichs einen locus amoenus andeutet. Diese rhythmische und topische Präsentation der schönen Jahreszeit führt zur Aufforderung der Jugend zum Tanz (vgl. I,8). In Str. II wird die körperliche Liebe thematisiert. Das erdenken (II,1) wird wieder aufgegriffen, hier als hyperbolische Ablehnung einer Alternativmöglichkeit zu dieser größtmöglichen Freude. Die Körperlichkeit vom ermel flehten, bein verschrenken (II,7) ist dabei eine Variation zum Tanz in I. Str. III ist eine persönliche Liebesklage. Dass das Ich trurekliche vor ir gan muss (III,4), also traurig weggeht, wirkt als Umkehrung des Tanzaufrufs in I. Mit IV kündigt das Ich der angeredeten und gepriesenen frowe den Dienst auf, nämlich das singen (IV,4), da sie es für ein spil (IV,5) gehalten habe oder halten könne – ein Argument, das metapoetisch auf das Spiel mit Jahreszeit und Tanz im Lied verweist. Das Ich preist in V euphorisch die Dame mit dem vierfachen Ausruf wol dir (ähnlich dem selig in I). Auch ihr lachender rosevarwer munt (V,5) und der Glanz ihrer Augen, der verglichen wird mit der rose in towes bluͤte (V,7), verweisen zurück auf den Natureingang.

Simone Leidinger

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