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Gottfried von Neifen, ›Owe, winter, das din kraft‹
C Neif 128
IC Neif 128 = KLD 15 XXXI 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 38vb
C Neif 129
IIC Neif 129 = KLD 15 XXXI 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 38vb

Kommentar

Überlieferung: unikal in C. anschließend Freiraum für drei weitere Strophen.

Form: 4a 4a 5-b / 4c 4c 5-b // 5-d //R 2e+2e 4e / 5-d

II,11 hat Auftakt. Der Refrain bildet als Einschub in einen umarmenden Reim den Mittelpunkt des Abgesangs. In I,8 greift das ja den Reimklang innerhalb des Verses auf, was den Refrain klanglich stärker durchformt als in Str. II. Uhl, S. 51, vergleicht zum Refrain Heinrich von Tetingen (BMS XVII 1 17f.: ach wafenâ! sist mir dâ / lip unde lît mînem herzen vil nâ) und Konrad von Altsteten (BSM XXIV 3 8–10: Zwô brûne brâ / die hânt mich dâ / verwundet sêre und anderswâ).

Inhalt: Natureingang und Liebesthema sind durch ihre Akzentuierung der Zeit (I: Winter, II: vil manig jar), durch die metonymische Aufsplitterung (I: Naturdetails, II: Körperteile), durch die rote Farbe (I: Blumen, II: Mund) und nicht zuletzt klanglich durch den Refrain stark aufeinander bezogen. von Kraus, S. 132, bemängelt, das Lied setze »sich aus lauter hergebrachten Phrasen zusammen« und habe »keinen einzigen originellen Gedanken oder auch nur Ausdruck«.

Der Natureingang verbindet durch die dreifache Anapher owe die Klage über die Macht des gegenwärtigen Winters (vgl. I,1f. und I,7) mit der über die vergangenen Frühlings-Naturphänomene (vgl. I,3–6). Erst mit dem letzten Vers bringt die Strophe ausdrücklich das Liebesthema mit ein. Der Refrain benennt mit den Lokaladverbien da und anderswa (V. 8f.) unterschiedliche Stellen des Schmerzes, womit entweder Natur und Ich gemeint sein können oder unterschiedliche Körperstellen. In Str. II erzählt das Ich im Präteritum von der ersten (sexuellen?) Begegnung mit der Geliebten, durch Bildlichkeit und Semantik in der Schwebe gehalten: Sie hat ihm mit leuchtenden Augen ins Herz geschaut, was Gegenseitigkeit bedeutet, ihre Augen schauen später dar us (II,6; aus Herzen, dem Gesicht oder, so Uhl, S. 52, dem Lachen?), außerdem lacht ihr sexuell signalroter Mund. Im Kontext der bisher unverbundenen Liebeswunden scheint der Refrain eher unterschiedliche Körperstellen anzudeuten, die sich, nimmt man die Zweideutigkeit aus dem Aufgesang mit, nicht auf Herz und Verstand reduzieren lassen (diese Bedeutung überlegt Uhl, S. 51).

Simone Leidinger

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