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Ulrich von Winterstetten, ›Minne fuͤget dike leit‹
C Wint 34 (28)
IC Wint 34 (28) = KLD 59 VIII 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 89rb
C Wint 35 (29)
IIC Wint 35 (29) = KLD 59 VIII 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 89rb
C Wint 36 (30)
IIIC Wint 36 (30) = KLD 59 VIII 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 89va

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzone mit Refrain. Metrisches Schema:

4a 4a 4a / 4b 4b 4b // 3-c 3d 3-c 3d 4d //R 2e 4e

Die Verse alternieren weitgehend regelmäßig, besonders in der ersten Strophe aber gibt es einige Ausnahmen, die sich freilich lesend leicht bessern ließen (arebeit, I,2; wil s’, I,5; ab gezalt, I,6; außerdem sist, III,2. 5. 11). II,1 hat Tonbeugung (Mích).

In KLD sind V. 7/8 und 9/10 (jeweils mit Binnenreim) – um die Endreime im Abgesang monorim und die versschließenden Kadenzen des Liedes einsilbig-männlich zu halten? – zusammengezogen, dasselbe gilt für die beiden Refrainzeilen.

Inhalt: Das Lied hebt mit einer abstrakten Minnereflexion an, in der Minne und Leid genauso verschränkt werden, wie die Minne zur Freude anspornt (I). Die zweite Strophe konkretisiert den Gedanken: Der Minnepfeil hat das Ich gleichsam in Gestalt eines roten Mundes verwundet und ihm süße Herzensnot eingetragen. Ein Frauenpreis (III) versiegelt die Emanation der Minne in der idealen Geliebten.

Reizvoll an dem wesentlich aus topischen Versatzstücken gezimmerten Lied ist die syntaktische Ambivalenz von I,9, die das Paradoxon von Minne/Leid und Minne/Freude grammatikalisch einfängt: Lässt man mit I,10 einen neuen Satz beginnen, heißt es, dass der, der die Liebe liebt und lieben muss, nicht bei Verstand sei; er wird seinen Kummer los, wenn er der Minne Gruß meidet (oder umgekehrt: wenn er ohne Kummer ist, wenn er also kein Minneleid mehr hat, meidet er der Minne Gruß). Ohne diese syntaktische Grenze verschieben sich die konditionalen Strukturen: ›Minne, wenn einer dich minnt und minnen muss, dann ist der, wird er seinen Kummer los, nicht bei Verstand: Er meidet deinen Gruß.‹ Einmal raubt die Minne den Verstand, einmal ist ohne Verstand, wer sich ihr entzieht.

Intertext: Similien gibt es zu Heinrich von Morungen C Mor 97–99, II,1 und Gottfried von Neifen C Neif 169–171, III,2f. (zu II,10) sowie zu Steinmar C Steinm 12–16, V,5 und C Steinm 41–45, II,6 (zu III,6); vgl. von Kraus, S. 579.

Florian Kragl

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