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Ulrich von Liechtenstein, ›Wa nu froͤide, wa nu ere‹
C
C Liecht 321 (309)
IC Liecht 321 (309) = KLD 58 LIX 1
C Liecht 322 (310)
IIC Liecht 322 (310) = KLD 58 LIX 2
C Liecht 323 (311)
IIIC Liecht 323 (311) = KLD 58 LIX 3

Kommentar

Überlieferung: Das Lied beschließt das C-Korpus Ulrichs und ist nur hier überliefert. Die Zeitklage hebt sich in Redegestus und Wortschatz vom Großteil des übrigen Korpus ab – von Kraus, S. 557, verweist insbesondere auf C Liecht 263–267 et al., wo Elemente von Zeitklage, Minneklage (vgl. den Natureingang) und Frauenpreis miteinander verbunden sind –, sie ähnelt jedoch thematisch C Liecht 319, dem gesellschaftskritischen der beiden vorangehenden Sprüche.

Form: 4-a 4-a 4-a 4b / 4-c 4-c 4-c 4b // 4-d 4-d 4-d 4b

Im selben Ton steht ein Marienlob Eberhards von Sax (vgl. Schiendorfer 4 1); im RSM ist die vorliegende Überlieferung daher mit der Angabe ›Verfasser unbekannt‹ als 1ZZEberhS/2/2 aufgenommen.

Die drei gleichförmigen metrischen Abschnitte verwischen die Kanzonenform. III,8 besitzt einen Auftakt.

Inhalt: Gleich mit den ersten beiden Versen gibt sich C Liecht 321–323, zwischen Lied und Sang­spruch stehend, als Zeitklage zu erkennen, die den Verlust von froͤide, ere und richtigem Verhalten thematisiert. Der Text wird gegliedert durch die strophenweisen Anreden an die welt (I), das wib (II) und die ritterschaft (III).

Als Krone der personifizierten Welt wird in Str. I die hu̍bscheit (I,5) verbildlicht, die die Welt einst getragen, nun aber abgeworfen hat. Nicht die Welt geht jedoch am Stock, so macht das Ich deutlich, sondern ihr Lob. Der Abgesang führt poetologische Reflexion und Minnethema zusammen. Str. II,1–4 ist folgerichtig ein Frauenpreis, II,5–8 mahnt die Frauen zum richtigen Verhalten, damit ihr Lob – Lyrik ist hier Handwerk – nicht ›verschnitten‹ wird. In II,9–11 werden die Folgen angemahnt, sollten Frauen valsch fu̍r tugende minnen (II,9), und zwar metaphorisch als Schachspiel mit der schande, bei dem die Frau nur unterliegen und unpris gewinnen kann (II,11). Mit Str. III beklagt das Ich das verlorene lop der ritterschaft, deren Schilde unverhoͮwen (III,7) sind. Den fehlenden Turnieren und Festen (tanz, III,8) wird die Straße gegenübergestellt als unritterlicher Ort der schande. III,11 (ir gewalt vert uf der strâsse) zitiert dabei Walthers Reichspruch L 8,25 (vgl. dazu abwertend von Kraus, S. 557, der meint, neben dem Reichsspruchzitat »stottert der Verfasser [...] manches daher, was aus dem Schatz von Walthers Dichtung stammt«). Das Lied schließt mit der Aufforderung an die Ritterschaft, der eren kranz – eine Variation der Krone aus Str. I – wieder aufzusetzen (III,12).

Simone Leidinger

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