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Ulrich von Liechtenstein, ›Er ist chomen mit gewalde‹
L C
L Liecht 202
IL Liecht 202 = KLD 58 XXXIX 1
C Liecht 199 (191)
IC Liecht 199 (191) = KLD 58 XXXIX 1
L Liecht 203
IIL Liecht 203 = KLD 58 XXXIX 2
C Liecht 200 (192)
IIC Liecht 200 (192) = KLD 58 XXXIX 2
L Liecht 204
IIIL Liecht 204 = KLD 58 XXXIX 3
C Liecht 201 (192a)
IIIC Liecht 201 (192a) = KLD 58 XXXIX 3
L Liecht 205
IVL Liecht 205 = KLD 58 XXXIX 4
C Liecht 202 (193)
IVC Liecht 202 (193) = KLD 58 XXXIX 4
L Liecht 206
VL Liecht 206 = KLD 58 XXXIX 5
C Liecht 203 (194)
VC Liecht 203 (194) = KLD 58 XXXIX 5
L Liecht 207
VIL Liecht 207 = KLD 58 XXXIX 6
L Liecht 208
VIIL Liecht 208 = KLD 58 XXXIX 7

Kommentar

Überlieferung: L führt ein siebenstrophiges Lied. C überliefert fünf Strophen. Die letzte Strophe in C ist eine Hybridstrophe, deren letzte drei Verse V,5–7 dem in C direkt anschließenden Tagelied C Liecht 204–209 et al. zuzurechnen sind.

Form: 5-a 4b / 5-a 4b // 4c 2-d+3-d 4c

L I,1 ist durch das fehlende wider (vgl. C) unterfüllt.

Der Abgesang der Hybridstrophe C V ist inhaltlich dem Tagelied C Liecht 204–209 et al. zuzurechnen (wobei C V,5 einen Übergang zwischen zwei Liedern schafft), formal hybridisiert er mit dem Pausenreim in V. 5 und dem eine Waise umarmenden Reim die Strophenformen von Tagelied und dem vorliegenden Lied C Liecht 199–203 et al.: 1c+4c 3-x .4c.

Inhalt: Die Freudekanzone macht mithilfe von Bildlichkeit und ornativen Formulierungen das Liebesglück des Ichs kunstvoll als auch sexuelles Glück deutlich.

Dem Natureingang in I verbindet Ich und Rezipienten (vgl. I,5f.: wir, uns) in einer winterlichen Gegenwart. Betont wird jedoch der iterative Charakter von Winteranfang und Frühling, und das Ich fordert dazu auf, den bald vorbeigehenden Winter nur ze mazen zu beklagen (L I,5). In C I,6 bringt dabei die Maisonne die wunne mit sich, in L ist es umgekehrt, was die Gleichsetzung von Sommer mit vröide und Winter mit leit, auf der das Lied aufbaut, unterstreicht. II knüpft an den Gedanken der Jahreszeitenfolge direkt an, wenn das Ich verallgemeinernd festhält, dass derjenige oft traurig sein muss, dem der Winter hochgemuͤte swendet (L II,1). Dem stellt es die eigene Situation kontrastierend gegenüber: Unabhängig vom Wetter ist das Ich wegen einer Dame vro, vro, vro (L II,5). Damit grenzt es sich von der Allgemeinheit ab und negiert der Hohen Minne gemäß den Zusammenhang von Jahreszeit und Glück: von ir guͤte stiget [vielmehr] min gemuͤte / fuͤr die liehten sunnen ho (L II,6f.). Diesen Gedanken greift die Preis­strophe III in einem Vergleich wieder auf: Wenn das Ich in die leuchtenden Augen der Dame schaut (und in L sich selbst darin sieht, ihr also besonders nahe ist), dann blüht sein hoher muͦt wie die Rosen im Mai. Im Chiasmus betont das Ich den engen Zusammenhang von äußerer und innerer Schönheit der Dame (vgl. III.,1f.), was in IV fortgeführt wird, wo die Worte der Dame ihren Mund suͤzlich suͤzen (L IV,3). Die Strophe endet mit einem Preis des roten Munds der Dame. V nimmt solche sexuelle Konnotation zunächst scheinbar zurück, indem das Ich meint, die Dame habe sich bisher vor unvroͤwenlicher tat (L V,2) behütet, baut sie dann jedoch wieder auf: Die Dame ist dem Ich suͤzer als es ihr (L V,5), wobei das Adjektiv an ihren suzen roten munt aus IV,4 gemahnt, und das Herz des Ichs ist ihr ganz nahe (L V,7). Ab VI ist das Lied ausschließlich in L überliefert. Die Strophe ruft dem Rezipienten die Dame mit den Farben pruͦn rot var (VI,3) sinnlich vor Augen, und verbindet dies mit dem Kontrast, dass das Ich sie den Engeln vergleicht und ir hohen art betont (VI,7). Die letzte Strophe VII steigert die Sinnlichkeit und hebt jeden Kontrast auf: Die unterschiedlichen Farben des Körpers der Geliebten werden detaillierter als zuvor aufgerufen (vgl. VII,1f.), nochmals bestätigt das Ich, dass ihr Verhalten seines trourens tot sei (VII,3). Ihr Körper wird als hoͤhstiu wunne des Ichs bezeichnet und abschließend wird noch einmal die Naturbildlichkeit aufgegriffen: Der rot wiz prune[] schin der Geliebten wird zur freuden sunne des Ichs (VII,6f.).

Simone Leidinger

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