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Dietmar von Aist, ›Slafest du, friedel ziere‹
C
C Dietm 32
IC Dietm 32 = MF 39,18
C Dietm 33
IIC Dietm 33 = MF 39,22
C Dietm 34
IIIC Dietm 34 = MF 39,26

Kommentar

Überlieferung: Das Lied gilt als ältestes überliefertes Tagelied. Es wird nur in C und dort unter Dietmar von Aist geführt.

Form: (.)3a .3a (.)4b .5b

Hebung und Senkung sind teilweise unregelmäßig verteilt, auch sind die Auftakte relativ frei gestaltet. Auffällig ist der verlängerte letzte Vers als Schlussbeschwerung, der sich bei Dietmar auch in C Dietm 12 findet.

Inhalt: Anders als in den sonstigen Liedern der Dietmar-Überlieferung entwickelt sich im Tagelied eine Handlung, welche die drei Strophen zusammenfügt. Je eine Strophe thematisiert dabei die vergängliche Zeit, den bedrohten Raum und die Freude-Leid-Dialektik der Minne. In I spricht eine Frau ihren Geliebten an und warnt ihn vor dem Tagesanbruch. Sie setzt das rein optisch geschilderte Signal des schönen Vögleins in der Linde – ein durch Natureingang und ›locus amoenus‹ positiv besetztes Bild und »Zeichen der Naturfreude« (Ittenbach, S. 178) – in eine akustische Warnung vor dem Übergang von der Nacht zum Tag über. Die ersten beiden Verse der Strophen I und II korrespondieren; so antwortet II,1 auf die Frage in I,1. Das nahende (schiere) Wecken und das Bedauern bloß andeutende leider aus I,2 wird in II,2 gesteigert zum Gegensatz vom sanften Einschlafen und dem Erwachen im Alarm. Das uns aus I,2 wird in ein ich und ein du aufgeteilt. Die Gegensätze der zweiten Strophe stehen im Zeichen der Dialektik von lieb und leit (II,3). Das Dienstversprechen im letzten Vers leitet zur abschließenden Frauenstrophe über. Es initiiert die Trauer der Dame (vgl. III,1). In III dominiert die räumliche Bewegung (vgl. ritest hinnen, her, vüeren), die Ferne und die daraus resultierende Freudelosigkeit. Ein gemeinsames uns wird nicht mehr erreicht. Wirkt Strophe I positiv, verharrt III völlig im Leid. Zur Beweglichkeit von Raum und Zeit passt, dass auch die Begrifflichkeit mit Übergängen und Bewegung spielt: So wird die Frau einmal als kint (II,2) bezeichnet, einmal als friundin (II,4) und einmal als frouwe (III,1). Festgelegt scheint in diesem Lied nur die Dialektik von Freude und Leid (vgl. II,3).

Simone Leidinger

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