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›Transiit nix et glacies spirante Favonio‹
M B C
M Namenl/81r/2 1
IM Namenl/81r/2 1 = CB 113,1
B Dietm 1
IB Dietm 1 = CB 113a; MF 32,1
C Dietm 1
IC Dietm 1 = CB 113a; MF 32,1
M Namenl/81r/2 2
IIM Namenl/81r/2 2 = CB 113,2
B Dietm 2
IIB Dietm 2 = MF 32,5
C Dietm 2
IIC Dietm 2 = MF 32,5
M Namenl/81r/2 3
IIIM Namenl/81r/2 3 = CB 113,3
B Dietm 3
IIIB Dietm 3 = MF 32,9
C Dietm 3
IIIC Dietm 3 = MF 32,9
M Namenl/81r/2 4
IVM Namenl/81r/2 4 = CB 113,4
M Namenl/81r/2 5
VM Namenl/81r/2 5 = CB 113,5
M Namenl/81r/2 6
VIM Namenl/81r/2 6 = MF 32,1; CB 113a

Kommentar

Überlieferung: in M. Die deutsche Strophe ist daneben in B und C als Anfangsstrophe eines drei­stro­phigen Lieds überliefert und eröffnet dort das Korpus Dietmars von Aist. CB 112–115 waren wahrscheinlich nicht Teil der ursprünglichen Sammlung und wurden wegen einiger Klagemotive nachträglich in die Gruppe der lateinischen Liebeslieder (jubili, planctus) eingefügt (vgl. Wachinger, S. 285f.).

Die Strophe ist mit Dietmar von Aist einem Dichter der frühen Periode zugerechnet, während die übrigen deutschen Strophen der Carmina Burana Parallelüberlieferung bei Dichtern der ›Blütezeit‹ besitzen. Das Lied weist – auch darin weicht es ab – keine Neumierung auf, weder des lateinischen noch des deutschen Teils (vgl. Beatie, S. 308f).

Die lateinische Strophenfolge ist in den meisten älteren Editionen Gegenstand der Kritik. CB/HS setzt I, V, II, III, IV. CB/V behält die Strophenfolge entsprechend der Handschrift bei, vermerkt jedoch, Strophe V gehöre hinter Strophe I. Eine Umstellung der Strophen entspräche auch dem Liedaufbau von CB 112, zu dem CB 113 manche Parallele aufweist.

Form (lateinische Strophen): 7' 7' 7' 7' 7' 7' / 4' //R 7' 4' ‖ ababab cxc

Es ist unsicher, ob der letzte Refrainvers eine Zäsur aufweisen soll (7' 4') oder nicht (11'). Die Antwort hängt davon ab, wie man den Aufbau der deutschen Strophe bewertet (siehe zur Parallelüberlieferung in B und C). V. 1–3 der lateinischen Strophen imitieren wohl die Langzeilen in VI,1f. Die lateinischen Strophen übernehmen dabei (bis auf V. 4f.) jedoch nicht das in Strophe VI dominante Schema des Paarreims, sondern setzen Kreuzreim. Die Form kann als »monometric plus one« bezeichnet werden, d. h. »a predominantly monometric strophic form is varied by one or more lines of another metric type.« CB 113 und CB 85 (ein Refrainlied) stimmen darin überein. Womöglich hat diese Ähnlichkeit den Dichter bewogen, die Strophen I–V mit Refrain auszustatten, obwohl die deutsche Strophe keinen aufweist. Die Reimstruktur von CB 113 ist identisch mit CB 3,3, ebenfalls ein Refrainlied (Beatie, S. 309f.).

Form (deutsche Strophe): 4+.4a .4-+4a / 4-b 4-b / 2-c 4+2-c

Inhalt: Minneklage, deren Denkmuster in vielerlei Hinsicht jenen des deutschen Minnesangs ähneln. Das Erwachen des Frühlings erweckt im Sänger Liebesverlangen (I), ein Natureingang, der sofort ins Poetologische gewendet wird (materies). Die folgenden lateinischen Strophen entfalten das Thema schmerzvoller Liebe und stehen im Kontrast zur Ausgelassenheit des Refrains. Auffallend ist das Changieren der Stimmung zwischen den Extremen (Leben/Tod, Liebe/Hass).

Die deutsche Strophe entstammt einem Wechsel, sie besteht weitestgehend aus Frauenrede. C und B schließen nach Wechselrede mit einer Strophe, in der ein Ich monologisch den eigenen Liebesschmerz ausdrückt. In CB 113 ist es umgekehrt: Die Strophen I–V sind monologische Klage des Sängers, Strophe VI ist die abschließende Erwiderung der Dame. Inhaltlich bildet Strophe VI das Pendant zu den lateinischen Strophen: Die Minnedame klagt wechseltypisch in ähnlicher Weise wie der Sänger über die Unerfülltheit ihrer Liebe. Während der Sänger den Grund für die Ablehnung der Geliebten nicht weiß oder nennt, begründet diese sie mit der gesellschaftlichen Instanz der huͦte (VI,5).

Theresa Höf‌le / Florian Kragl

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