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Gottfried von Neifen, ›Walt, heide, anger, vogelsingen‹
C
C Neif 21
IC Neif 21 = KLD 15 V 1
C Neif 22
IIC Neif 22 = KLD 15 V 2
C Neif 23
IIIC Neif 23 = KLD 15 V 3
C Neif 24
IVC Neif 24 = KLD 15 V 4
C Neif 25
VC Neif 25 = KLD 15 V 5

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: 1a+.3-b 6c / 4-b 6c // 5-d 3-d 5-d 6a

Der Pausenreim ist ein rührender Reim.

Inhalt: Anreden an die Minne (bzw. die Minnewunden in Str. II) verbinden die bildlich und motivisch unterschiedlich stark verknüpften Strophen der Minneklage. Den Abwertungen und Echtheitsüberlegungen der Forschung hat sich von Kraus, S. 99, energisch entgegengestellt: »Das Alles ist kein Produkt aus den Händen von einigen Flickschustern, sondern ein kleines Kunstwerk eines Meisters.«

Der Natureingang in I,1–4 ist gegliedert in den zweimaligen Gegensatz ›Frühlingsvergangenheit / winterliche Gegenwart‹. Dass das Ich über den Winter klagt, bildet in I,5 den Übergang zur Liebesklage. Die Anrede an frowe Minne, in deren Macht alles liegt (I,8), bindet Natur- und Liebesthema über den expliziten Vergleich (I,5: so) hinaus eng zusammen. Diese Verbindung wird in II,1–4 durch den Chiasmus von ›Herz‹ (II,1/4) und ›Augen‹ (II,3f.) sowie die Lichtmetaphorik weitergeführt: Der wunnekliche[] schin und die sonnengleichen Augen der Geliebten haben dem Ich in der Vergangenheit ins Herz geleuchtet. Der Abgesang kontrastiert dies mit dem gegenwärtigen Liebesschmerz des Ichs, dessen Präsenz durch Ausruf (II,6) und Anreden an die Minne (II,6–8) gesteigert ist. III fordert die Gegenseitigkeit der Liebe (den roten kus, III,7) ein. Die dreimalige anaphorische Anrede der Minne steht im Mittelpunkt der Strophe, gerahmt von der Metaphorik des Bindens: Gebunden ist in III,1f. das Ich einseitig an die Geliebte, verbunden und parallelisiert sind in III,8 froͤiden straze und ru̍wen pfat. Wie in Str. II ist es in Str. IV wiederum die Schönheit der Geliebten, genauer ihr Anblick in der Vergangenheit, mit denen das Ich Hoffnung auf Liebesglück verbindet. Statt Bildlichkeit (vgl. Str. II) wird hier eine Geschichte angedeutet: ir ku̍schen wibes lip (IV,2) hat das Ich z’einem male (IV,2) die Geliebte in Gedanken anreden lassen. Dies wird abgelöst von Anreden im Präsens an froͮwe Minne (IV,7), in V,4 zusätzlich an die guͦten wip, an die sich das Ich mit der Bitte um Trost wendet. Str. V nimmt Bezug auf Str. III, einmal durch den roten Mund (in Str. III ist es der rote Kuss), einmal durch das Motiv der Straße, auf der das Ich nun wünscht, dass es darauf usser leide in liebe kere (V,7).

Simone Leidinger

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