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Ulrich von Winterstetten, ›Ist iht mere schoͤnes‹
C
C Wint 16 (11)
IC Wint 16 (11) = KLD 59 IV 1
C Wint 17 (12)
IIC Wint 17 (12) = KLD 59 IV 2
C Wint 18 (13)
IIIC Wint 18 (13) = KLD 59 IV 3
C Wint 19 (13a)
IVC Wint 19 (13a) = KLD 59 IV 4
C Wint 20 (14)
VC Wint 20 (14) = KLD 59 IV 5

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Kanzone mit Refrain. Metrisches Schema für Str. I–III:

3-a 3b .3-c 3d / 3-a 3b .3-c 3d // 6e .2-f 6e .2-f //R 3g .7g

Die Verse sind streng alternierend (lies dann’, I,3, deich, II,12, erst III,4, d’alte, III,11, ald’, IV,12), I,9 hat Tonbeugung. Gegen das Schema hat IV,9 sieben Hebungen. Die Variation des Refrains in der Schlussstrophe bietet für V. 14 nur sechs Hebungen (bei regelmäßiger Alternation, erne unelidiert), evtl. wäre für die ersten vier Strophen die Inquit-Formel ich dahte zu tilgen.

Inhalt: Das gleichsam neidhartische (vgl. von Kraus, S. 577) Gesprächslied zwischen Mutter und Tochter hat den Schenken, also Ulrich selbst, zum Thema, der – abgesehen von Inquit-Formeln – als Ich sprechend nur im Refrain sowie im ersten Teil der letzten Strophe (V,1–8) in Erscheinung tritt. Die Mutter geifert gegen seinen Gesang (I), was die Tochter auf den Plan ruft, die den Schenken und seinen gute-Laune-Sang verteidigt; die Mutter wiederum intensiviert ihre Vorwürfe: der Schenk habe die Tochter rauben wollen (II). Wieder verteidigt ihn die Junge: an dieser Sache, die dunkel bleibt, sei des Schenken Bruder schuld, die Alte hält beide Männer für töricht (III). Die Tochter leiste den Leuten Beistand für deren Dummheit; der Mutter Warnung, dass den Schenk schönere Frauen ›bezwängen‹ (IV), schlägt die Tochter in den Wind, indem sie ein Lied des Schenken anstimmt. Trotz des Seufzens der Mutter will sie fort, zur ›Ernte‹ (die metaphorischen Implikationen sind kaum noch zweideutig) oder wohin auch immer (V).

Das Lied spielt auf durchaus verschmitzte Weise den Gedanken durch, dass der Schenk mit seinem Singen und Werben auf allen Linien Erfolg hat. Dass damit zugleich Minnesang als dissimulierende Kunstform verhandelt und ironisiert wird, ist mit Händen zu greifen (Laude, bes. S. 21f.). Die Inszenierung der Exzellenz des Sängers wie des Liebhabers beruht auf dem Prinzip, dass diese nicht von ihm selbst behauptet, sondern in Figurenreden konstatiert (Mutter und Tochter) oder im Figurenhandeln (der Tochter) sichtbar wird. Als Pappkamerad dient die schimpfende, plump ironische (I, 1–3; IV,7) Alte, die ihre Tochter vergeblich vor dem Werber zu schützen sucht. Ihre Argumente werden entweder von der Tochter ausgeschlagen bzw. offensiv ignoriert, oder aber sie werden in den seltenen Sänger-Passagen konterkariert, sei es auf argumentativer (hübschem sange niht geslaht, I,11 vs. hovelich ein liet, V,2), sei es auf Bildebene (alter hiute wagen im vierfachen Refrain evtl. gegen das fuoder in III,12). Im selben Zuge bestätigen die zornigen Reden der Alten, dass des Schenken Lieder veritable Gassenhauer (I,9f.) und dass diese und er gefährlich verführerisch sind (passim). Dass dies mit dem Gestus der Abneigung gesprochen ist, stärkt die Plausibilität der Aussagen genauso wie das Agieren der Tochter, die sich verführen lässt (hat lassen?) und dabei jene Sorglosigkeit gewinnt (V,6f.), die sie den Liedern des Schenken selbst attestiert (II,7f.).

Hausner, S. 308 überlegt, ob man Str. I als Indiz für die chorische Realisierung von Refrains verbuchen dürfte.

Florian Kragl

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