Überlieferung/Rezeption: C überliefert in diesem Ton ein zweistrophiges Bar im Korpus des Gast, z2 weist den gleichen Sangspruch Süßkind zu. N führt die erste Strophe anynom. Formal leicht abweichend ist die Fassung in k, die unter der Zuschreibung Jn wolframs guldin tone vō eſchelbach ein dreistrophiges Bar mit Melodie überliefert. In k folgen weitere tongleiche Strophen, das Lied ›König Artus’ Horn‹, das wohl Grund für die Zuschreibung der Tonautorschaft zu Wolfram ist, wie seine Parallelüberlieferung in der ›Parzival‹-Handschrift L belegen könnte (Kornrumpf, Sp. 1103). Gast wird als eigentlicher Tonautor angesehen.
Schlageter, S. 185, vermutet eine Verwandtschaft mit Ton III des Unverzagten. Gasts Ton wird im Ton VI Boppes aufgegriffen (Kornrumpf, Sp. 1103) und im Meistersang als ›Goldener Ton‹ weiterverwendet und umgeformt (Brunner 1975, S. 264f., 272, 281).
Form: Als gemeinsames Grundschema kann eine Kanzonenstrophe aus Siebenhebern mit einem Fünfheber zu Beginn des Abgesangs angenommen werden (vgl. auch Brunner 2013, S. 55). Die Fassungen unterscheiden sich in der Stellung der Reime im Aufgesang, weshalb man die Form alternativ mit binnengereimten zweiversigen Stollen im Aufgesang (7-a .4b+.3c bzw. .4a+.3-b .7c) ansetzen könnte. Dies entspräche der Melodieanalyse Brunners (s. unter Melodie). Dafür spräche auch der fragliche identische Reim in Cz2 II, V. 2/5, der Indiz ist, dass erst k die durchgehend binnengereimte Form etabliert.
Fassung CNz2: .7-a .4b .3c / .7-a .4b .3c // .5-d .7-d .7e .7e
Die zweite Strophe in C und z2 sind jeweils durch abschließendes Reimpaar erweitert (.7f .7f).
Fassung k: .4a .3-b .7c / .4a .3-b .7c // .5-d .7-d .7e .7e
Melodie: k überliefert die älteste Melodie, die folgende Struktur besitzt (Brunner 2013, S. 55):
α. β+γ. / α. β+γ. // δ. ε+ζ. β’+δ1. ζ1+β’+γ’.
Spätere Meistersingerhandschriften tradieren eine zweite, gänzliche andere Melodie zu Gasts Ton (vgl. Brunner 1975, S. 272, 281).
Milena Müller