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Albrecht II. Hohenberg-Haigerloch – die Germanistik benennt ihn mit dem Codex Manesse Graf Albrecht von Heigerloͮ (fol. 42r) – gehörte jenem Zweig des mächtigen schwäbischen Grafengeschlechts der Zollern zu, das um die Burgen Hohenberg, Haigerloch und Rottenburg am oberen Neckar begütert war. Sein Leben ist gut dokumentiert. So enthält schon die selegierende Sammlung von Meves, S. 1–108, 199 Quellen zu Albrechts Leben, unter denen sich neben Urkunden auch mehrere Chroniken befinden und die die Jahre von 1258 bis 1298 umfassen. Geboren denkt man sich Albrecht um 1235, gestorben ist er am 17.4.1298 in der Schlacht von Leinstetten. Auf das Ende des Autors vor einer seiner Burgen bezieht sich möglicherweise auch die Miniatur in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (fol. 42r), die eine Schlachtszene darstellt, die von drei klagenden Frauen auf einem Turm beobachtet wird (dazu Walther, S. 36f.).
Albrechts Leben als Adeliger war wesentlich durch seine Nähe zu Rudolf von Habsburg bestimmt, mit dem seine Schwester Gertrud verheiratet war und der 1273 zum deutschen König gewählt worden war. So nahm er für diesen zwischen 1274 und 1292 Herrschaftsaufgaben als königlicher Landvogt in Niederschwaben wahr und war überdies intensiv in die Reichspolitik involviert. Nach Rudolfs Tod 1291 setzte er sich für dessen Sohn Albrecht ein und unterstützte diesen gegen König Adolf von Nassau. In den Auseinandersetzungen um die Thronfolge verlor er schließlich auch sein Leben.
Belegt sind Begegnungen Albrechts mit mehreren Dichtern, so mit den Minnesängern Gottfried von Neifen, Hugo von Werbenwag, König Konrad der Junge, Herrand von Wildonie, Walther von Breisach, Walther von Klingen und König Wenzel II. Auch zu weiteren »›Minnesänger-Familien‹« (Meves, S. 5) unterhielt er Kontakte, sodass er auch den Schenk Walther II. von Limburg und den von Brauneck gekannt haben könnte. Als Gönner wird Albrecht im ›Wilhelm von Österreich‹ Johanns von Würzburg, im ›Schachzabelbuch‹ Konrads von Ammenhausen und und in der ›Österreichischen Reimchronik‹ Ottokars von Steiermark genannt. Außerdem ist erwogen worden, dass mit dem Herrn von Heimberg (V. 18), den der Marner in seinem Sangspruch 1Marn/6/17 nennt, ebenfalls Albrecht gemeint ist (Haustein, S. 133f.).
Überlieferung und Werk
Die Forschung weist die zwei unikal in der Großen Heidelberger Liederhandschrift überlieferten Strophen entweder der Gattung ›Minnesang‹ oder ›Sangspruch‹ zu. Deren Thema ist der Gegensatz zwischen legitimer und illegitimer Liebe. Der didaktische Duktus, mit dem es behandelt wird, entspricht allerdings eher dem Sangspruch. Dazu stimmt es, dass der Ton vermutlich dem Sangspruchdichter Rumelant von Schwaben gehört und auch sein Bau dem eines Sangspruches entspricht. Ob die beiden Strophen als ein Text oder als zwei Texte aufzufassen sind – die Handschrift verbindet sie über die Farbe der Initialen –, lässt sich letztlich nicht mehr entscheiden. Hier werden sie, den Konventionen der Gattung ›Sangspruch‹ folgend, als zwei einzelne, thematisch aber eng verbundene Sangspruchstrophen aufgefasst. An dem reich bemessenen Freiraum nach dem Eintrag lässt sich ablesen, dass die Redaktoren der Handschrift damit gerechnet haben, weitere Texte Albrechts eintragen zu können.
Manuel Braun