Autor
Im Dichter wird ein Vertreter des Ministerialengeschlechts der Burggrafen von Lienz vermutet. Nicht sicher ist die Identifizierung mit dem Burggrafen Heinrich I., der zwischen 1231 und 1258/69 urkundlich belegt ist (vgl. Schirmer, Sp. 825) und den Ulrich von Liechtenstein dreimal im ›Frauendienst‹ erwähnt, einmal davon mit Vornamen (vgl. Bechstein, 586,5, 587,3 und 1553,1).
Überlieferung
Ausschließlich die Manessische Liederhandschrift führt das Kleinkorpus des Burggrafen von Lienz, und zwar in deren Grundstock-Segment B, das 53 Korpora umfasst, darunter so umfangreiche wie die unter den Namen Walther von der Vogelweide, Reinmar oder Ulrich von Liechtenstein (vgl. Henkes-Zin, S. 39–43). Überliefert auf Lage XI, gehört der Burggraf von Lienz zu einer Gruppe von Dichtern, deren Lieder auf blindliniiertem Untergrund in einer mittleren Phase der Entstehung des Grundstocks niedergeschrieben wurden »in einer bestimmten, zeitlich begrenzten Periode« (Salowsky, S. 264).
Die Miniatur zeigt den Burggrafen, links im Bild, mit zwei weiteren Herren, wie er sich im Spiel misst (meist wird Steinstoßen angenommen; Pizzinini, S. 117, geht dagegen von einem Ballspiel aus, bei dem der Ball mit einer kleinen Trommel geschleudert wird).
Werk
Die zwei Tagelieder setzen je eigene Akzente. Das erste, C Lienz 1–6, ist eine (parodistische?) Mischung aus Tagelied und Kreuzlied, das zweite, C Lienz 7–9, das neben dem Wächter nur die Dame zu Wort kommen lässt, ist konventioneller.
Simone Leidinger