Autor
Christan von Luppin gilt als Angehöriger einer Ministerialen- und Burgmannenfamilie mit Sitz auf der Rothenburg am Kyffhäuser, die im Dienste der Grafen von Beichlingen (bei Kelbra) gestanden hat. Er ist sechs Mal zwischen 1292 und 1312 urkundlich bezeugt. Die Urkunden zeigen ihn auch im Kontakt zu literaturgeschichtlich bekannten Personen wie dem vom Urenheimer gepriesenen Grafen Otto I. von Anhalt-Aschersleben oder mit Markkgraf Heinrich I. von Brandenburg, einem Halbbruder des Minnesängers Markgraf Otto IV. von Brandenburg (Meves, S. 245f.).
Überlieferung
Von Christan sind sieben Minnelieder mit 20 Strophen in der Manessischen Liederhandschrift C überliefert. Sie sind vom Nachtragsschreiber FS, der auch die Korpora von Heinrich Hetzbold von Weißensee und dem Düring aufgezeichnet hat, auf fol. 227r/v eingetragen worden. Sechs Lieder sind dreistrophig; C Luppin 10f., als einziges Lied mit Refrain, ist zweistrophig. Die Miniatur zeigt einen Ritter mit Kugelhaube, der einen Orientalen mit Spitzbart und langem schwarzen Haar verfolgt, der seinerseits einen Pfeil auf den hinter ihm reitenden Ritter schießt. Zwei weitere Personen auf der Zinne eines Burgtors sind im Begriff, Steine herabzuwerfen. Wappen und »Schirmbrett (oder Köcher?)« (Walther, S. 151) sind links oben zu sehen, Letzteres ist mit Pfauenfedern verziert. Das Wappen ist ein »Phantasiewappen« (Wolf, S. 199). Der Name mit dem Herkunftshinweis ein Dv̍ring steht nicht über der Miniatur, sondern über der ersten Textseite.
Werk
fröide bildet den zentralen Begriff von Christans Liedern, die einerseits die Minnesangtradition in zahlreichen Wendungen aufgreifen, anderseits diese aber auch veräußerlichen. Innere Qualitäten der Dame sind ganz zurückgedrängt, sie bleibt auf Mund, Augen, Arm, Hals und vor allem die weichen weißen Hände reduziert. Die Vorstellung einer grundsätzlichen Ablehnung, auch des Zornes der Dame, wird stets wieder mit der Hoffnung auf Entgegenkommen entschärft, ein zustimmendes ja der Dame geradezu in den Mund gelegt. Die mehrfach anklingende religiöse Thematik bekommt eine geradezu spielerische Note.
Der wiederholt aufgegriffene Gedanke eines zyklischen Aufbaus des Œuvres (Schaaff, S. 314 mit Lit.) mit C Luppin 1–3 als Anfang und C Luppin 18–20 als Endpunkt findet allenfalls in Motivresponsionen, aber nicht in einer wie auch immer gearteten Zeitstruktur oder in einem Entwicklungsgedanken einen Anhaltspunkt.
Die Reduktion der Lieder Christans »auf feste Affekttypen« (Worstbrock, Sp. 1208) zeigt gleichwohl eine gute Kenntnis der Minnesangtradition (etwa Morungen-Anklänge in C Luppin 1–3 oder C Luppin 7–9), der sich auch der sichere, gelegentlich elegante Umgang mit Metrum und Reim verdanken dürfte.
Jens Haustein