Autor
Die neuere Forschung identifiziert den Dichter mit dem aus dem schwäbischen Ort Mauren stammenden Dominikaner Heinrich von Mure, der Domprobst in Eichstätt und schließlich Prior des Augsburger Dominikanerklosters war (vgl. Walther, S. 67; Zapf, Sp. 466f.). Er ist zwischen 1223 und 1263 urkundlich nachgewiesen, seine Lebens- bzw. Schaffenszeit deckt sich folglich mit der bei von Kraus, S. 186, erfolgten Datierung des Œuvres in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Eine Bestätigung findet diese Identifizierung in der Miniatur in C, die den Dichter in der dominikanischen Ordenstracht aus weißem Habit und schwarzer Capa zeigt. Ältere Forschungspositionen, die Heinrich von der Muͦre (C, fol. 75v) mit einem steirischen Adeligen (Kracher, S. 132f.; Hofmeister, S. 19–27) oder einem Zürcher Geistlichen (vgl. Schweikle, Sp. 837) gleichsetzten und ihn damit an das Ende des 13. Jahrhunderts rückten, können deshalb als obsolet gelten.
Werk und Überlieferung
Der Codex Manesse überliefert unikal neun Strophen, die zu vier Liedern zusammentreten. Das letzte, C Mure 8f., findet sich in C auch unter von Buchein (C Buch 6f.), dessen Autorschaft jedoch als wenig wahrscheinlich gilt (Worstbrock, Sp. 1106). Von den drei durchaus konventionellen Minneliedern C Mure 2–5, C Mure 6f. und C Mure 8f. hebt sich das einstrophige erste Lied deutlich ab, das (vielleicht autobiographisch?) den Übertritt des Sprechers in den geistlichen Stand thematisiert. Die Miniatur greift diese Strophe auf: Sie zeigt den Dichter als Novizen im Gespräch mit dem Abt – die Tonsur, auf die C Mure 1, V. 4f. anspielt, ist noch nicht erfolgt. Das nur als Vorzeichnung ausgeführte Schriftband, das er in der Hand hält, könnte auf Heinrichs weltliche Dichtung verweisen, der in seinem neuen Lebenswandel kein Platz mehr zukommt (dazu Walther, S. 67; Wenzel, S. 51–54). Will man dieser These folgen, ließen sich die weltlichen Lieder vor der Weltabsage-Strophe datieren (so schon Schweikle, Sp. 838).
Stephanie Seidl