Auf den freigebliebenen Schlussseiten einer Lage (f. 234rb–235vb) sind 36 mhd. Strophen, ganz überwiegend ohne Autornennung, eingetragen. Bis auf Str. 5–9 (der rosenkrantz hern Nithartes) und 17–19 sind alle Texte als Einzelstrophen notiert. Für Strophenrubriken wurde überall Raum gelassen, dieser jedoch nur im Fall des rosenkrantzes genutzt. Ein dem Codex vorangestelltes zeitgenössisches Inhaltsverzeichnis (f. 14v) registriert die Lieder und Strophen, meist jedoch unspezifisch als ein ander liet. Ausnahmen sind nur die Str. 1 (Item her morung), 3 und 4 (jeweils Item ein tage liet) und der erwähnte rosenkrantz. Die neben der Textspalte durchlaufende Zählung a–z entspricht der im gesamten Kodex üblichen Kapitelreferenz, die zusammen mit der Blattzahl im Inhaltsverzeichnis angegeben wird.
Die Qualität der überlieferten Texte ist überraschend hoch. Die Sammlung weist mit ihrem Anthologiecharakter zwar ein gänzlich anderes Profil auf als die ca. 50 Jahre älteren südwestdeutschen Liederhandschriften, sie ist aber letztlich ein Nebenzweig dieses Überlieferungstyps. Einige der Strophen stammen von Dichtern, deren Minnesang sonst nur im Codex Manesse überliefert ist (Ulrich von Winterstetten, Gottfried von Neifen, Hadlaub, Konrad von Würzburg). Von den 36 Strophen sind 10 nur hier bezeugt; die anderen 26 Strophen sind auch in B und/oder C zu finden. Schröder hat einen Indizienbeweis zu führen gesucht, demzufolge die Vorlagen der Handschrift aus der Bibliothek des Grafen Albrecht V. von Hohenberg-Haigerloch (gest. 1359), Domherr zu Konstanz und Straßburg, zeitweilig Landvogt im Elsass, 1340–42 Kanzler Ludwigs des Bayern, stammten.
Sonja Glauch