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Der Name Regenbogen ist sowohl in C (fol. 381v: Regenbog) als auch in einer 1302 im Südtiroler Mittewald ausgestellten Urkunde des Tiroler Herzogs Ludwig (Regenpogen) überliefert. Regenbogen ist wohl ein sprechender Künstlername – ›Rege den (Fiedel-)Bogen!‹ –, der Vorname Barthel eine spätere Erfindung.
Außer dem in jener Urkunde bezeugten Sachverhalt, dass Regenbogen in seiner Eigenschaft als cantor mit zwei Pfund entlohnt wurde, gibt es zu seinem Leben nur wenige zuverlässige Daten. Wenn man die in B1 bewahrten Strophen Regenbogen zuspricht, dann hat er Totenklagen auf Herren verfasst, die 1299 (Bischof Konrad von Lichtenberg von Straßburg), 1308 (Markgraf Otto IV. von Brandenburg) und 1312 (Herzog Waldemar IV. von Schleswig) gestorben sind, sowie 1311 am Ritterfest zu Rostock teilgenommen. Zeitlich verweisen die Daten ins frühe 14. Jahrhundert, räumlich nach Südtirol, ins Rheinland und nach Nordostdeutschland. Auch wenn Regenbogen in C vertreten ist, in J hingegen nicht, war sein Wirkungskreis also nicht auf Oberdeutschland beschränkt (so noch Roethe, S. 547).
Die Miniatur in C (fol. 381r) zeigt Regenbogen als Schmied am Amboss, das Wappen – das einzige, das einen bürgerlichen Beruf darstellt – enthält Hammer und Zange. Dass Regenbogen als Schmied erscheint, hat die Forschung unterschiedlich erklärt: als Zeugnis für den tatsächlichen Beruf des Sängers, als Reflex auf die Dichtersage – für die das Bild freilich der früheste Beleg wäre – oder als Umsetzung einer Metapher für das Kämpfen, die Musik oder das Dichten. Zu Letzterem passte der Kranz, den der Dichterschmied wie auch sein Gesprächspartner tragen.
Dass diese zweite Figur der Frauenlob-Darstellung in C ähnelt, führt auf ein weiteres Motiv der Regenbogen-Biographie hin, dessen Realitätsgehalt unklar ist: die Gegnerschaft zu Frauenlob. Immerhin findet sich ein Reflex auf einen dichterischen Schlagabtausch auch im Frauenlob-Korpus in C, allerdings von späterer Hand. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass sich die Wege der beiden Sänger auf dem Rostocker Ritterfest gekreuzt haben.
Wenig Gewicht haben demgegenüber später überlieferte Zeugnisse für die Schmiede- und die Fehde-Biographeme, etwa die meisterlichen ›Schmiedegedichte‹.
Überlieferung
In der Regenbogen-Überlieferung heben sich deutlich zwei Schichten voneinander ab: eine frühe und dünne, die vom Beginn des 14. Jahrhunderts stammt und durch die schmalen Korpora in C, D, B1 und V1 vertreten wird, und eine späte und dicke, die vom 14. bis ins 16. Jahrhundert reicht und insgesamt um die 1.500 Strophen umfasst, von denen zwei Drittel in k zu finden sind. Während Erstere autornah sein dürfte, enthält Letztere Weiterdichtungen in den Tönen Regenbogens, der seit Mitte des 14. Jahrhunderts als einer der zwölf alten Meister galt und dessen Töne sich bei den Meistersingern besonderer Beliebtheit erfreuten. Die ältere Forschung – etwa Kaben – sucht auch in der Spätüberlieferung ›echte‹ Texte aufzuspüren – ein Unternehmen, das man heute mangels klarer Kriterien nicht mehr fortführen wird.
Die frühe Überlieferung bewahrt nur Texte in der Briefweise, was bedeutet, dass ein erheblicher Teil von Regenbogens Werk verloren sein muss, da er ausweislich der meisterlichen Tradition auch noch andere Töne (am ehesten authentisch: der Lange, der Graue und der Kurze Ton) erfunden haben muss und da sich seine große Wertschätzung durch die Meistersänger allein auf der Grundlage des Altüberlieferten nur schwer erklären lässt. Denn C enthält nur fünf Regenbogen-Strophen. In B1 und D fehlt zwar der Name des Autors, die Nähe der Handschriften zu dessen Lebenszeit und die Verwendung der für ihn bezeugten Briefweise machen aber die Zuschreibung der entsprechenden Texte an Regenbogen zumindest wahrscheinlich.
Werk
Je nach Überlieferungsträger besitzt Regenbogen ein eigenes Profil. Während ihn die C-Strophen als Didaktiker mit gelehrtem Anspruch ausweisen, der über Moral und Kunst spricht, erscheint er in B1 als Fahrender, der Fürsten lobt, in D als Mahner, der die Fürstenkinder unter Hinweis auf das Alte Testament zur Achtung ihrer Väter anhält, und in V1 wiederum als Sänger, der an die späte Minnelyrik anknüpft.
Manuel Braun