Autor
Das freiherrliche Geschlecht derer von Ringgenberg war beheimatet in Ringgenberg im Kanton Bern. Für den Dichter wird eine Identität mit dem Freiherren Johannes I. von Ringgenberg (zwischen 1291 und 1350 bezeugt) angenommen. Dieser war Vogt von Brienz und trat nachher in den Dienst des späteren Kaisers Ludwig des Bayern. Ulrich Boner widmet ihm seine Fabelsammlung ›Der Edelstein‹ (vgl. Vorwort, V. 44). Zum Dichter vgl. z. B. Durrer, S. 638, Grubmüller sowie Zapf. Skeptisch gegenüber der Identifikation des Dichters mit Johannes I. äußert sich Bumke, S. 56.
Überlieferung und Werk
Unter Johans von Ringgenb͛g (rubrizierte Korpusüberschrift auf fol. 191r) überliefert der Codex Manesse 17 tongleiche Spruchstrophen. Geschrieben vom Nachtragsschreiber ES eröffnen sie die XVIII. Lage (vgl. Henkes-Zin, S. 18, 35). Die von J5 bearbeitete Eingangsinitiale des Korpus zeigt das Brustbild eines Mannes, der nach links zu der Miniatur auf der gegenüberliegenden Seite blickt und dabei mit seinem rechten Zeigefinger hinter sich auf den rubrizierten Dichternamen zeigt: »Bild und Namensvorschrift waren [...] schon vorhanden, als J5 mit der Ausschmückung des Textes begann« (Salowsky, S. 437).
Die Miniatur, angefertigt von Nachtragsmaler N I, zeigt den Dichter im Zweikampf: Die beiden Kämpfenden tragen keine Rüstungen, sondern hochgeschürzte Röcke; ihre Faustschilde sind aufeinandergeprallt. Der linke Ritter führt gerade einen Hieb mit seinem Schwert aus und hält es an den Hals seines Gegenübers. Beobachtet wird das Geschehen von oben durch drei Damen auf einer Zinne unter einem Dreipassbogen, wobei die mittlere Dame mit dem Finger auf den linken Kämpfer zeigt, welcher vermutlich als der Dichter zu identifizieren ist. Als einen Schirmkampf identifizert Walther, S. 127, die Szene, eine Form des Zweikampfes, der auch durch ›Ringen‹ zu Ende gebracht werden dürfte: »Vielleicht ist in der Darstellung auch eine Anspielung auf den Namen des Sängers zu sehen« (ebd.). Der links an den Dichter gelehnte Schild zeigt auf rotem Grund einen silbernen Sechsberg und darüber einen silbernen Gürtelhaken, welcher auch ›Rinke‹ genannt wird: »ein redendes Wappen« (ebd.), das gleichzeitig historisch für Johannes I. bezeugt ist (zum Wappen vgl. Durrer, S. 637f.).
Die Sprüche beklagen die Sündhaftigkeit der Welt und rufen zur Tugend auf. Daneben finden sich religiöse Preisstrophen sowie Frauenpreisstrophen.
Sandra Hofert