Autor
Ein Sänger namens Ruͦdolf der Schriber (C, fol. 362r) ist historisch nicht näher zu identifizieren. Die ihm in C zugewiesene Miniatur präsentiert den Dichter als Leiter einer Kanzlei: Rudolf verteilt Briefe und Urkunden, die die ihm untergeordneten Gehilfen angefertigt haben. »Der den Titel tragende Schreiber ist also nicht selbst in dieser Tätigkeit dargestellt, sondern in Verbindung mit den verschiedenen Arbeiten seiner Schreibstube gezeigt« (Walther, S. 244), ihm wird hier also die Position eines »Sekretär[s] eines weltlichen oder geistlichen Fürsten« (ebd.) zugeschrieben. Weitere Hinweise auf den Stand des Autors oder seine Herkunft finden sich nicht: Die Miniatur enthält kein Wappen, die Bildüberschrift verzichtet auf die Anrede her, die sich jedoch im Inhaltsverzeichnis der Handschrift findet (vgl. dazu Worstbrock, Sp. 374). Somit ist nur über den Sprachstand seiner Lieder eine Situierung Rudolfs des Schreibers im oberdeutschen Raum möglich.
Werk und Überlieferung
Der Codex Manesse tradiert unikal 13 Strophen, die zwei fünf-, und ein dreistrophiges Lied bilden. Es handelt sich dabei ausschließlich um Minneklagen; die erste, C RudSchr 1–5, greift das Vokalspiel Walthers von der Vogelweide auf, die anderen beiden stehen, zumindest was ihren Motivbestand betrifft, in der Tradition Gottfrieds von Neifen (dazu Malm, Sp. 295; Worstbrock, Sp. 374f.).
Stephanie Seidl