Überlieferung: Die 17 unikal überlieferten Strophen des Bognertons bilden – ähnlich wie der zeitlich frühere Wiener Hofton – eine Art didaktischen Zyklus (vgl. vor allem Halbach, S. 125, sowie Schweikle, S. 493), in dem vor allem die milte und mâze (vgl. dazu Goheen) immer wieder im Zentrum der Ermahnungen steht. Die Strophen C Wa 288 und 289 gelten als Gönnerstrophen. Sie sind Graf Diether II. von Katzenellenbogen (dem ›Bogenære‹) gewidmet, nach dem der Ton in der Forschung auch benannt wird. Diethers Rückkehr vom Kreuzzug nach 1220 ergibt den terminus post quem für die Datierung.
Form: .4a .4a / (.)5-b (.)5-b // (.)5c .4-d (.)4-d .4c
Achtzeilige Periodenstrophe. Auf je zwei Reimpaare folgt eine vierzeilige Periode. Das Reimschema ist insgesamt sehr regelmäßig. Bei Abweichungen der Hs. (etwa in C Wa 278, wo in V. 6f. mit dem Reim wîs : prîs die weibliche Kadenz fehlt), kann das Reimschema in der Regel leicht wiederhergestellt werden (hier durch die nicht-apokopierten Formen wîse : prîse); vgl. dazu die Eingriffe insbesondere in den älteren Auflagen der Lachmann-Ausgabe (Wa/Kr). Auffällig sind die zahlreichen Hapax legomena.
Die Strophen des Bognertons stehen selten isoliert und bilden meist Zweier- oder Dreiergruppen, in denen dann jeweils ein eigenes Thema (milte, richtige Freunde u. ä.) verhandelt wird. Einen festen, liedhaften Zusammenhang bilden die Strophen C Wa 278–281 (vgl. den Kommentar zu dieser Stropheneinheit).
Klein sieht in den Strophen des Bognertons (und des König-Friedrich-Tons) insgesamt ein zentrales Zeugnis für die angebliche Fehde zwischen Walther und Thomasin von Zerklære (kritisch dazu: Schweikle, S. 494).
Björn Reich