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Ulrich von Liechtenstein, ›Hoher muͦt, nach diner lere‹ (C 160–166) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: C und L überliefern die sieben Strophen parallel.

Form: 4-a 4b / 4-a 4b // 4-a 4c .4c

V,4 fehlt in L. Mit Auftakt entsteht in VII,7, L I,7 und C V,7 ein Hebungsprall, der von der sonst strengen Alternation betonter und unbetonter Silben abweicht.

Der a-Reim bindet in Str. VII entgegen dem Reimschema nicht auch V. 1 ein. In C reimen V. 3 und 5 (stôsset / bôsset), nicht jedoch V. 1 (gruͤsset). In L wurde offensichtlich vergeblich versucht, den Reim zu korrigieren: Hier ist in V. 1 gruͤzet zu groͤzet gebessert, das Reimwort in L VII,3 ist ursprünglich stoͤzet. Der Schreiber macht jedoch diesen Reim zwischen V. 1 und 3 rückgängig und stellt jenen zwischen V. 3 und 5 wieder her, indem er den Umlaut in V. 3 radiert (stozet).

Inhalt: Der personifizierte hôhe muot gibt Thema und Struktur dieses Lieds vor: Alle Strophen beginnen mit seiner Anrede. Markant ist die ausgedehnte Metaphorik vom Wohnen im Herzen in VI und VII. Das Lied zeigt im ›Frauendienst‹ den Beginn des zweiten Dienstverhältnisses an und nimmt zusammen mit wenigen anderen Liedern zentrale Motive des Tagelieds C 182–188 et al. vorweg (vgl. Hübner I, S. 302).

In I heißt das Ich überschwänglich den hohe[n] muͦt willkommen, der auf zeitweises truren hin (I,6) in sein Herz zurückgekehrt ist. Erst mit II deutet sich das Minnethema als Grund der Freude an: So ist das Herz hier das minnegernde herze und das Ich neigt sich – oder verneigt sich – zunehmend dorthin, wo es den hohe[n] muͦt gefunden hat (vgl. II,1f.). III macht schließlich den Zusammenhang von vröude und vrouwe explizit: Der hohe[] muͦt wurde gesendet von einer Frau, du̍ ere (C III,2) und der sich das Ich ganz und gar zugewendet hat. Bildlich greift III,5f. dabei auf den Schild des tapferen Liebesdieners und die Liebeskriegsmetaphorik aus C Liecht 74–80 et al. zurück. Der hohe[] muͦt und die Minne sollen dem Ich helfen, der Dame richtig zu dienen, damit ihr kleinvelhitzeroter munt dem Ich froͤiden kunt tut (C IV,7f.). Ziel ist also eine sinnliche Liebeserfahrung – Mittel, sie zu erreichen, ist der Frauenpreis (V). VI und VII variieren die Metapher der Dame im Herzen: So soll der hohe[] muͦt als vogt im Herzen des Ichs (VI,2) diese Stellung mit der Dame teilen. Minne, hoher muͦt und vrouwe werden als Herzensbewohner narrativiert, wobei C mit der Lesart der buͦse (C VI,7) von hohe[m] muͦt und vroͮwe einen Gedanken einbringt, der den unmittelbaren Kontext der Liebesfreude durch einen Rückgriff auf das in I und II erwähnte truren aufbricht. Das Herz ist durch die Mitbewohner gewachsen (vgl. L VII,1; in C VII,1 grüßt es stattdessen) und hat sich verjüngt. Es selbst hüpft, während in ihm die Liebe klopft und das Ich nicht ruͦwen lässt. Bildlich kontrastiert diese Rastlosigkeit mit dem Zustand der Freude, des hoh stehenden gemuͤte[s], den sie doch bedingt (C VII,6f.).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 03.01.2019.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 C Liecht 164 (156a) = KLD 58 XXXII 5Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 242va
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