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›Trait mir iemen toͮgenlichen has‹ (B Namenl/91 62 63 64 65) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: B und C überliefern ein vier­stro­phiges Lied: C unter Reinmar, B im ursprünglich namenlosen Abschnitt der Reinmar-Sammlung B Namenl/91 62–65 (s. Korpuskommentar zu B). E tradiert unter Reinmar ein sechs­stro­phiges Lied. Nicht nur im Strophenbestand, sondern auch im Hinblick auf die Varianten auf Strophenebene präsentieren BC eine von E leicht verschiedene Version. Die beiden Zusatz­stro­phen, die E im Vergleich mit BC aufweist, sind zum einen die unikal tradierte Strophe E VI, zum anderen mit E IV eine Strophe, die in C einem anderen Strophenverbund vorangestellt ist (s. Liedkommentar zu C Reinm 245–249). Inhaltlich findet diese Strophe mit der Thematik der rede in beiden Liedern (C Reinm 245–249 und E Reim 11–16) Anschluss.

Lachmann und Haupt (MF/LH) sowie Vogt (MF/V) edieren ein vier­stro­phiges Lied und setzen E IV sowie E VI als Einzel­stro­phen. Carl von Kraus (MF/K) bringt ein sechs­stro­phiges Lied, vertauscht allerdings die letzten beiden Strophen (vgl. auch Nordmeyer).

Form: 5a 5b / 5a 5b // 4c 6x 5c

Es liegen siebenversige Stollen­stro­phen vor; in E III fehlt der dritte Vers. Unterfüllt ist E V,7. Auftakt in BCE II,6; E I,4; E VI,4. Zudem findet sich in BC I,6 eine Klangresponsion (klage/clage : habe : tage) (variiert in E I,6f.). Zudem verbinden Reimresponsionen die Strophen miteinander: So wird etwa der b-Reim von BCE I im c-Reim von BCE II aufgegriffen sowie im a-Reim von BC IV / E V.

Inhalt: Minneklage, in der das Ich auf den Vorwurf der steten Klage reagiert. Die zwei Zusatz­stro­phen in E greifen variierend Themen der anderen Strophen auf: E IV konzentriert sich auf die rede, in E VI setzt sich das Ich mit der Gesellschaft auseinander.
(Die Strophennummerierung im Folgenden bezieht sich, sofern nicht anders angegeben, auf E.)

Gefühl und Gesang, sorge (I,5) und klage (C I,6; Wiederholung von sorge in E I,6) sind unmittelbar miteinander verbunden – so begegnet das Ich denjenigen, die sich über seine Klage beschweren. Einerseits fühlt sich der Sprecher wohl, bezeichnet sich als selic man (III,1), andererseits quälen ihn Sorgen aufgrund des ausbleibenden Lohns. Ginge es ihm besser, würde er etwa einen Boten (seiner Dame) sehen, dann würde er schöner von Freuden (B II,7) bzw. Frauen (CE II,7) singen als irgendjemand anderes. Ironisch bemerkt er: Er würde sich auch gerne auf den Morgen freuen, wüsste er nur, mit wem (vgl. III,7) (vgl. Str. I–III). Zu den gestuften Zeitangaben, die die sechsten Verse der drei Strophen miteinander verbinden (Tag, Abend, Morgen) und zugleich Tageliedmotivik aufgreifen, vgl. Wolf, S. 64f.

So rühmt das Ich seine Rede, betont die Wahrhaftigkeit seines Sanges und klagt über die Erfolglosigkeit seines Werbens (vgl. Str. IV).

Er sieht den Hass, der ihm entgegengebracht wird, unbegründet, bittet um Wohlwollen und prognostiziert, nach seinem Tod auch von den ehemaligen Feinden beklagt zu werden. So klagt das Ich darüber, (zu seinen Lebzeiten) absichtlich falsch verstanden zu werden (vgl. Str. Vf.).

Sandra Hofert / Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 29.03.2022.
Gehört zur Anthologie: Allgemeines Minnelied
 B Namenl/91 65 = MF 175,22Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 99
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