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Reinmar, ›Mir kummet etswenne ein tac‹ (E 123–126) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Drei Strophen sind in BC im Reinmar-Korpus überliefert. E führt vier Strophen, wobei die in BC zweite in E auf zwei Strophen aufgeteilt ist: Die ersten sechs Verse verlaufen parallel zu jenen der ersten Strophe in E (gefolgt von einem eigenen Strophenabschluss); die V. 7 bis 10 wiederum stehen in E in der dort zuletzt überlieferten vierten Strophe (zusammen mit einem dort unikal überlieferten Strophenbeginn). Bezüglich Zusammenhang und Reihenfolge der Strophen wurde in den bisherigen Editionen unterschiedlich entschieden (eine Übersicht bieten Moser und Tervooren [MF/MT] im Apparat; sie erwägen zwei Fassungen: BC und E, vgl. MF/MTE, S. 105).

Form: .4a .4b / .4a .4b // .4c .4c .4d 2-e .4-e .4d

Mit Ausnahme von E III liegen zehnversige Stollen­stro­phen vor. Zu BC: Kein Auftakt in I,9; II,7; III,7. Überfüllt ist BC III,6. Die Form in E weist Störungen auf: In E I sind V. 2, 4 und 6 Waisen (I,2 hat außerdem weibliche Kadenz und ist unterfüllt), V. 5 reimt mit 8 (identischer Reim) und 9. In E III fehlt ein Vers, sodass V. 10 eine Waise ist; III,8 reimt unrein mit III,9. In E IV reimen V. 2 und 3 miteinander sowie (grammatisch) mit 8 und 9; die V. 1 und 4 sind Waisen (IV,1 hat außerdem weibliche Kadenz). Der im Inneren von V. 2 stehende Reimpunkt nach han (reimt auf V. 4, getan) macht allerdings wahrscheinlich, dass der Aufgesang in der Vorlage noch dem Reimschema entsprach. Zudem ist E I,3 überfüllt und die Auftaktverwendung ist in E insgesamt unregelmäßig.

Inhalt: Wechsel, in dem zwei (BC) bzw. drei (E) Männer­stro­phen einer Frauenstrophe gegenüberstehen.

In der in BC zuerst überlieferten Strophe beteuert das Ich seine Treue gegenüber seiner Dame: Es hat sich ganz und gar ihrer Gnade überantwortet (gewalt in E). Anfeindungen der Welt zum Trotz endet die Strophe hoffnungsvoll mit einem Verweis auf ein liebes mere (BC I,10).

Manchmal ist der Sprecher so in Gedanken, dass er weder singen (sprechen in E) noch lachen kann, was von seiner Umwelt als Ausdruck grosser swere (C II,5) verstanden wird, so die zweite in BC überlieferte Strophe. Doch ist das er voller Hoffnung auf eine bevorstehende Freude.

Die letzte in BC überlieferte Strophe ist eine Frauenstrophe: Während die Männer­stro­phen von Zuversicht geprägt sind, äußert die Dame Zweifel an der Erfüllung und der Beständigkeit seiner Liebe. Sie hat Angst, dass ihre Sorgen ihren Geliebten dazu bewegen könnten, seine Treuebindung zu lösen, daher soll der Bote niht me (BC III,7) berichten – vielleicht ist diese Bestätigung ihrer Zuneigung das liebe[] mere (BC I,10) der ersten Strophe?

In E ist die Frauenstrophe (hier als vorletzte Strophe) durch einen Textausfall so verändert, dass ihre Botschaft auch in einer Aufkündigung des Dienstverhältnisses bestehen könnte. Daraufhin thematisiert der Sprecher in den unikal überlieferten ersten Versen von E IV die Authentizität seines Sanges und den Konflikt von Ich und Welt, wobei der pronominale Bezug von sie in E IV,3f. zwischen der Dame und der Welt changieren. Im Zuammenspiel mit der Neukonstruktion der ersten Strophe in E bildet der Konflikt von Innen und Außen hier eine thematische Klammer um das Lied. Gleichzeitig fällt auf, dass der Sprecher auch hier hoffnungsvoll bleibt – der Botschaft der Dame zum Trotz oder hat er diese (noch) nicht empfangen?

Sandra Hofert

Kommentar veröffentlicht am 10.02.2025.
Gehört zur Anthologie: Wechsel
 E Reinm 123 (335) = MF 151,33Zitieren
Digitalisat
Würzburger Liederhandschrift, Hausbuch des Michael de Leone (München, UB, 2° Cod. ms. 731), fol. 188vb
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 I
 
 E Reinm 124 (336) = MF 152,5Zitieren
Digitalisat
Würzburger Liederhandschrift, Hausbuch des Michael de Leone (München, UB, 2° Cod. ms. 731), fol. 188vb
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 II
 
 E Reinm 125 (337) = MF 152,15Zitieren
Digitalisat
Würzburger Liederhandschrift, Hausbuch des Michael de Leone (München, UB, 2° Cod. ms. 731), fol. 188vb
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 III
 
 E Reinm 126 (338) = MF 152,24aZitieren
Digitalisat
Würzburger Liederhandschrift, Hausbuch des Michael de Leone (München, UB, 2° Cod. ms. 731), fol. 189ra
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 IV
 
 
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