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Hadlaub, Johannes, ›Wol der suͤssen wandelunge‹ (C 134–138) DruckerTEI Icon

Überlieferung

C Hadl 134–138

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert.

Form: 4-a .2-b+3c / 4-a .2-b+3c // .4d .4d / 4-e .2-e+3d

Kanzonenstrophe mit paargereimtem Steg und drittem Stollen. Der d-Reim der beiden Stegzeilen des Abgesangs wird im letzten Vers wieder aufgegriffen.

Inhalt: Pastourelle/Blumenbettlied.

Die Forschung sieht das Lied in der Tradition von Walthers ›Lindenlied‹ oder auch ›So die bluͦmen us dem grase dringent‹. Es steht außerdem in engem Zusammenhang mit Hadlaubs zweitem Blumenbettlied (C Hadl 156–158; vgl. auch den Kommentar dort); ganze Verszeilen entsprechen sich.

Das Lied beginnt mit einem typischen Sommereingang: Die Leiden des Winters sind vorüber; könnte nun das Sänger-Ich mit seiner Geliebten durch eine wilde ouwe (II,3) spazieren, gäbe es keine größere Freude (II,6). Mit der wilde ist bereits die Absonderung von der Gesellschaft und die Heimlichkeit der beiden Geliebten angedeutet, die in der folgenden Bett-Herrichtungs­strophe immer deutlicher wird. War bei Walther die bettestat aus bluomen nur grob umrissen, so führt hier das Sänger-Ich geradezu akribisch aus, welche Blumen der Dame und ihm als Kopfkissen, Bettlaken und Decke dienen sollen (III). In Strophe IV wird nun aber die Erfüllung des Liebesglücks in Frage gestellt, denn die Dame sei so hochgestellt und wunnenriche (IV,3), dass der Sänger fürchtet, dass sie für derart niedere Freuden nicht zu gewinnen sei und ihm eine Absage erteilt (IV,8). In Strophe V folgt nun, »in trotziger Derbheit das Zarte und Duftige des Waltherschen Motivs zerstörend« (Lang, S. 44), ein radikaler Bruch (der nach der ausführlichen Konzeption der Szenerie als locus amoenus umso eindrücklicher erscheint) mit der friedlichen Pastourellensituation, indem der Sänger unmissverständlich eine Vergewaltigungsphantasie inszeniert. Gerade in der brutalen Explizitheit dieses Spiels mit dem »Gedanken der Gewaltanwendung« (Adam, S. 61) wurde häufig eine Kritik an Walthers Minne-Konzeption im ›Lindenlied‹ gesehen (vgl. Brinkmann, S. 217), doch lässt sich der letzte Vers auch als ein ›Zur-Besinnung-Kommen‹ des Ichs lesen (so etwa Leppin, S. 264). »Eine potentielle Vergewaltigung, die einige Interpreten an dieser Stelle annehmen [...], wohl weil sie wan daz mit ›weil‹ übersetzen, was grammatisch möglich ist (Lexer III, Sp. 667)«, lehnt Leppin (S. 263) ab, »weil die Aussagen des Abgesangs dann eine Wiederholung bzw. Abschwächung bedeuteten« (ebd.). Liest man den Schluss als eine revocatio, wird damit das »Minnekonzept, das dem Mann Zurückhaltung und Selbstdisziplin abverlangt« bekräftigt (so Klein, S. 484).

Björn Reich

Kommentar veröffentlicht am 11.03.2025; zuletzt geändert am 14.04.2025.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 C Hadl 134 (133) = SMS 30 35 IZitieren
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Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 377ra
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