Überlieferung: C und L überliefern die fünf Strophen parallel.
Form: 4-a 5b / 4-a 5b // 4-a 5b
Jede Strophe setzt sich aus drei grammatischen Reimen zusammen.
Inhalt: Das poetologisch reflektierende Preislied führt gesellschaftliches und persönliches Glück widerspruchslos zusammen. Str. I und II thematisieren dabei den Frauenpreis als allgemeine Aufgabe, Str. III–V sind spezifischer Frauenpreis.
Mit Str. I fordert das Ich alle auf, ihm zu helfen, das Lob der Frauen zu singen, was es selbst ie gerne (C I,2) getan habe. Zwar räumt das Ich ein, bisher nie erfolgreich um eine Dame geworben zu haben, aber in Ratgeberrolle hält es fest, das twingen der Damen habe rechtschaffenen Männern dennoch immer hohen muͦt verschafft (C I,5f.). Die Ratgeberrolle wird in Str. II weitergeführt. So soll man den Damen beständig dienen und ihnen dabei wol gedenken (C II,1), also auf einen glücklichen Ausgang hoffen. Frauenpreis ist dabei unabhängig vom Erfolg der Liebeswerbung gut: Das Lob der Damen kann niemals schlecht sein, daher soll niemand es schlecht reden. Str. III leitet zum spezifischen Frauenpreis über: Das Ich ist froh wegen einer Dame, die nicht nur innere Werte und Schönheit besitzt, sondern auch die zentrale Qualität der Unwandelbarkeit. In Str. IV wünscht sich das Ich den hohen froͤiden funt (C IV,6), ihren erotischen kleinvelrote[n] und suͤsse[n] Mund zu küssen. Durch den grammatischen Reim funde / funt / funden / vant (IV,5–V,2) färbt dieser froͤiden funt auch die Aussage der nächsten Strophe, dass das Ich bei der Geliebten nämlich mehr Vorzüge gefunden habe als bei allen anderen Damen (vgl. V,1f.). Das Ich ist der Geliebten gebunden; seiner stete bant (C V,3f.) macht es wiederum der Dame lieb; der grammatische Reim betont die Reziprozität. Das Lied schließt mit der Freude des Ichs: Von der grosse[n] guͤte der Geliebten ist sein truren vergangen (C V,5f.). Die rhetorische und formale Gestaltung von Str. V vermittelt so einen Eindruck der Liebeserfüllung und des gegenseitigen Liebesglücks, der vom tatsächlichen Entgegenkommen der Dame unabhängig ist. Der Frauenpreis setzt damit das Argument seiner Eigenständigkeit poetisch um.
Simone Leidinger