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Rubin, ›Got hat uns aber san gemant‹
C Rubin 18
IC Rubin 18 = KLD 47 VII A 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 171ra
C Rubin 19
IIC Rubin 19 = KLD 47 VII A 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 171ra
C Rubin 20
IIIC Rubin 20 = KLD 47 VII A 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 171ra
C Rubin 21
IVC Rubin 21 = KLD 47 VII B 4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 171ra

Kommentar

Überlieferung: Die Mahnung zur Kreuzzugsteilnahme ist in überein­stimmender Strophenfolge in A und C überliefert. In C wurde das Lied jedoch nachgetragen, obwohl C am Schluss der Rubin-Sammlung eine Quelle ausgewertet hat, die A sehr nahe stand (vgl. Korpuskommentar C Rubin). In A folgen zwei Texte dieser Thematik aufeinander, was mutmaßlich auch für die A-ähnliche Quelle von C galt. C hat bei der Auswertung dieser Quelle die beiden Kreuzlieder zunächst übersprungen und das zweite (A 17 18 19) am Schluss der Rubin-Sammlung aufgenommen (= C 64–68). Das andere übersprungene Lied der A-ähnlichen Quelle wurde dann wenig später von Hand BS auf einem einzelnen Blatt ergänzt, obwohl am Ende der Sammlung noch mehrere Seiten für Nachträge frei geblieben waren; dieses Blatt wurde als zweites Textblatt in das Korpus eingeheftet.

Form: Stollenstrophe .4a .4b .4c / .4a .4b .4c // .3-d .4e .3-d .3e .7e. Die V. 7 und 9 sind wohl als vierhebig klingend zu interpretieren (Fugung, Isometrie); alle Verse sind auftaktig. Da sowohl A als auch C den langen Schlussvers je einmal (A III; C I) mit einem Reimpunkt nach der dritten Hebung unterteilen – eine Stelle, an der auch in den Str. I–III ein syntak­tischer Einschnitt vorliegt – wäre eine Analyse als .3e .3x .4e oder als .3e .3+4e erwägenswert (von Kraus setzt Zäsur an). Einzelne Abweichungen vom Schema (fehlender Auftakt I,5.9; überzählige Hebung II,11) schon in der Vorlage *AC. Wo A und C im Wortlaut stärker differieren, ist teils auch die Metrik gestört (I,6; III,6).

Inhalt: Das Kreuzlied hebt eingangs die Diskrepanz hervor zwischen der Heils-Vorleistung Gottes und der Zögerlichkeit der Menschen – aus deren Gemeinschaft (wir) der Spre­cher sich nicht ausnimmt –, sich die Not des Heiligen Grabes und des Heiligen Landes angelegen sein zu lassen. Die zweite Strophe steigert diesen Gedanken zu einer bekennt­nis­haften Anklage. Die dritte Strophe setzt mit dem Verweis auf die Geliebte neu ein: ihre ablehnende Haltung habe den Sprecher auf den Gedanken gebracht, ob nicht Gott einen besseren Lohn zu geben habe. Die letzte Strophe entwickelt einen hypothetischen Minnekasus von einer Frau, die den Dienst von drei Männern annimmt, worüber ein sinneriches wib urteilen möge.

Lied­ein­heit: Die Art der Zugehörigkeit der inhaltlich ausscherenden letzten Strophe ist unklar. Von Kraus teilt das Lied in einen drei­stro­phigen Kreuzzugsaufruf (I–III) und eine »verhüllte Warnung an die Geliebte, dem auf die heilige Fahrt Ziehenden die Treue zu wahren«, weist aber auch auf die Reimrespon­sionen hin, die die vierte Strophe an das Kreuzlied binden (Komm. S. 415). Kornrumpf lässt die Relation offen: »ein Aufruf zum Kreuzzug und ein Minnekasus – eine Frau, der drei Männer dienen – im selben Ton« (S. 294). Kaisers Auf­fassung dieser Strophe – analog zu den anderen ›gespaltenen‹ Liedern Rubins – als »eine Antwort des Dichters auf eine ihm gestellte Frage« (S. 38) ist erwägenswert: »indem er die Frage in Ton und Verbindung mit einem Kreuzzugslied beantwortet, den Treue­begriff also im Zusammenhang mit dem durch got bedingten Fernsein diskutiert«, entlarve er einen vielleicht spielerisch-frivolen Minne-Kasus als geschmacklos. Eine solches Verständnis der Strophe unterstellt zwar eine pragmatische Verankerung in einer kaum beweisbaren dialogisch-responsiven Minnesang-Kultur; das längst noch nicht ausgelotete Phänomen »vagierender Einzel­stro­phen« (Henkel) in der Minnesang-Überlieferung könnte diese Perspektive jedoch stützen.

Sonja Glauch

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