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Albrecht von Johannsdorf, ›Mich mac der tot von ir minnen wol scheiden‹
A Johd 4
IA Johd 4 = MF 87,5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r
A Johd 5
IIA Johd 5 = MF 87,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r
A Johd 6
IIIA Johd 6 = MF 87,21
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

Kommentar

Überlieferung: Das drei­stro­phige Lied ist unikal in A überliefert.

Form:

Str. I: 4-a 4b / 4-a 4b // 4b 4-a 4b 4-a

Str. II: .6-a 3b / 4-a 4b // 4b 4-a

Str. III: 4-a 4b / 4-a 4b // 4b 4-c .2d+.3d 4-c

Der Rhythmus ist daktylisch, doch begegnen mitunter auch zweisilbige Takte (gehäuft etwa in III,3). Auftaktlosigkeit scheint die Regel zu sein, doch wäre z. T. auch Auftakt möglich. III,5 ist überfüllt.

Die formal intakte Str. I erweist das Lied als Kontrafaktur des auch inhaltlich verwandten Minnekreuzliedes ›Ahi, Amours, con dure departie‹ des Trouvères Conon de Béthune.

Im Aufgesang von Str. II springt das metrische Ungleichgewicht zwischen den ersten beiden Versen ins Auge. Im Abgesang derselben Strophe scheinen zwei Verse (wahrscheinlich die mittleren, vielleicht auch die letzten beiden) zu fehlen – oder ist womöglich tatsächlich an eine sechsversige Strophe gedacht?

Str. III ist nicht nur nicht durchgereimt (was noch als Formvariante gelten könnte), sondern weist auch im vorletzten Vers statt des zu erwartenden b-Reims eine Waise auf, die allerdings durch den Binnenreim gewissermaßen mit sich selbst reimt.

Inhalt: Die für das Minnekreuzlied zentrale Frage nach der Vereinbarkeit von Frauen- und Gottesdienst wird in der mittleren Strophe als skeptische Frage der Frau an den Mann formuliert – dies allerdings bereits im Rahmen einer Erzählung des männlichen Ichs, das den entsprechenden Zweifeln im vorliegenden Lied in zweifacher Weise zu begegnen versucht: vorbereitend durch die Engführung von Frauen- und Gottesminne (Abgesang Str. I), abschließend durch den Hinweis auf das ewige Leben als Lohn für einen möglichen Kreuzfahrertod (Str. III).

Justin Vollmann

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