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Heinrich von Rugge, ›Got hat mir armen ze leide getan‹
C Rugge 6
IC Rugge 6 = MF 101,15
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 122va
C Rugge 7
IIC Rugge 7 = MF 101,23
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 122vb
C Rugge 8
IIIC Rugge 8 = MF 101,31
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 122vb

Kommentar

Überlieferung: Das drei­stro­phige Lied ist unikal im Rugge-Korpus in C überliefert.

Form: Es liegen achtversige Stollen­stro­phen mit Binnenreimen vor.

Mit daktylischer Lesung ergibt sich für die erste Strophe folgende Form:
2-a+.2b 4-c / 2-a+.2b 4-c // 2-d+.2-d 2-e+.1-e+.1f 4f 3-g+.1-g

Auch die zweite Strophe ist durchgängig vierhebig, allerdings sind die Binnenreime verschoben und der a-Reim ist unrein. Sie zeigt die Form:
2-a+.2b 4c / 3-a+.1b 4c // 2-d+.1-d+.1-d 2-e+.1-e+.1f 4f 3-g+.1-g

In der dritten Strophe ist die Form insbesondere im Abgesang verderbt, was in den Editionen zu verschiedenen Umstellungen geführt hat. Der hsl. Text zeigt die Form:
3-a+.1b 4c / 2-a+.2b 4c // 3-d+.1-d 2e+.1e+.2e+2f 3f 3-g+.1-g
(alternativ für V. 6f.: 2e+.1e+.2e 2f+3f)

Auffällig sind v. a. der überlange V. 6 und der kurze V. 7.

Der letzte Vers ist in Str. II und III identisch, in Str. I nur leicht variiert und bildet so eine Art Refrain. Zudem reimt der g-Reim in Str. II und III unrein mit dem d-Reim.

Inhalt: Klage um Minne und Maßlosigkeit (ze verre I,4, II,4, III,3,6; ze vil I,6; ze vaste II,3).

Gott als artifex hat die Frau so guͦte (I,2) geschaffen, dass der Sprecher sie leidend lieben muss. Die Schöpfung fügt ihm also Leid zu: »Liebe wird als ein Potenzial kenntlich, das den Liebenden von bestehender Ordnung ausnimmt« (Rudolph, S. 97).

Maßlos ist seine Minne; sie nimmt ihm die Sinne (vgl. I,5). Unfähig, die mâsse (II,1) zu halten, ist er gefangen im strit (II,1); weder Gott zeigt Erbarmen mit ihm (vgl. I,3) noch die Dame (vgl. II,6). Das herze hat den lip verraten bzw. verführt (III,1); sein muͦt unde die sinne (III,2) baten ihn zu sehr um eine Frau (sodass sein muͦte [I,4] jetzt voller Liebe ist und die sinne [I,5] ihm genommen sind? [vgl. die präsentischen Formulierungen in Str. I und die Präteritalformen in Str. III]); sein wan (III,6) hat ihn belogen.

Sandra Hofert

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