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Überlieferung: Das zweistrophige Lied ist in BC im Korpus Heinrichs von Veldeke überliefert.
Sowohl über die Liedeinheit der beiden in C durch die gleiche Initialfarbe als zusammengehörig markierten Strophen als auch über die Verbindung mit A Veld/32r 1–2 / BC Veld 10–11 bestehen Differenzen (für eine Übersicht vgl. MF/MTE, S. 81). Ipsen, S. 387, verstand beide Strophen zusammen mit A Veld/32r 1–2 et al. als eine Vortragseinheit. Auch Thomas, S. 235–239, verwies auf die enge Verbindung der Strophen, sprach jedoch alle Veldeke ab; Bein, S. 369–379, hebt die Tonähnlichkeit der vier Strophen hervor, widerspricht allerdings den Athetesen von Thomas. Da sich die Formen der Strophen jedoch sowohl im Reimschema als auch in der Versfüllung (insbesondere im Abgesang) markant unterscheiden, geht die vorliegende Edition von zwei Tönen aus.
Form: 4-a 4-b 4-c / 4-a 4-b 4-c // .3d .3d .3-e .3f .3f .3-e
Es liegen zwölfversige Stollenstrophen vor. In B I ist der a-Reim gestört. Kein Auftakt in II,11.
Inhalt: Minneklage.
Das Lied setzt mit Verwünschungen und Segnungen ein, welche sich jedoch nicht an die Dame richten, sondern an verschiedene Liebesfeinde bzw. -unterstützer. Mehrdeutig ist dabei der Verweis darauf, dass diejenigen bestraft werden sollen, die dem Sprecher bei seiner Dame schaden (an miner froͮwen C I,1): Tut derjenige, der ihr etwas Schlechtes zufügt, dies gleichzeitig dem Ich an (Einheitsmetaphorik), oder geht es darum, dass der Sprecher durch andere bei der Dame in Verruf gebracht wird?
Spielerisch wird die Frage nach der Identität der Minnedame aufgegriffen, ohne beantwortet zu werden. Stattdessen ordnet das Ich die Dame der Sonne zu, sich selbst dem Mond. Das ist nicht nur Ausdruck seiner Unterordnung; vielmehr wird durch die assoziative Verbindung von Sonne und Mond mit Tag und Nacht die Unmöglichkeit der Liebesvereinigung von Dame und Ich in ein Naturbild gefasst. Zum Vergleich mit Sonne und Mond siehe auch BC Veld 34.
Naturbilder wiederum stehen im Zentrum der zweiten Strophe: Die Natur wird als eine Quelle für Freude charakterisiert, doch kann diese Freude nicht das Leid aufwiegen, dass das von seiner Minnedame nicht erhörte Ich empfindet. Mit einem Appell an das Publikum, welcher parallel zur Anrufung der Dame in I,10-12 steht, bittet das Ich darum, nicht zur Freude gezwungen zu werden.
Sandra Hofert