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Gottfried von Neifen, ›Schowent uf den anger‹
C Neif 59
IC Neif 59 = KLD 15 XIV 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb
C Neif 60
IIC Neif 60 = KLD 15 XIV 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb
C Neif 61
IIIC Neif 61 = KLD 15 XIV 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb
C Neif 62
IVC Neif 62 = KLD 15 XIV 4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35rb
C Neif 63
VC Neif 63 = KLD 15 XIV 5
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 35va

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: 3-a 3-a 3-a .3-a .3b / 3-c 3-c 3-c .3-c .3b // 5-d .3-d .3-d .3-d .3-d .1e+.1e+.3b

Der Auftakt wirkt relativ frei, was unüblich für Neifen ist (vgl. die Erklärungsversuche bei von Kraus, S. 108f.): Er fehlt im Aufgesang in II,9 und III,4/9, im Abgesang in II,13 und V,12; Auftakt entgegen des hier angesetzten Schemas haben dort I,11 und V,11. Der Binnenreim verdeutlicht die mögliche Interpretation von V. 11 und 16 als fünfhebiger ›Rahmen‹ des sonst dreihebigen Abgesangs.

Inhalt: Rhetorische Fragen, emotive sinnliche Eindrücke der Naturmetaphorik sowie die intensive Klangwirkung der Reimstruktur – zusätzlich gesteigert durch Anaphern und Parallelismen –, steigern das Rezeptionserlebnis des Lieds, das sich vom freudigen Tanzaufruf zur Minneklage wandelt.

Deutet sich im Natureingang mit dem Signalwort anger und der gemeinschaftlichen Perspektive (uns) zunächst ein Tanzlied nur an, fordert das Ich im Abgesang die hübeschen leien (I,12) zum Tanzen auf. Erst in den letzten beiden Versen bringt das Ich seine nôt (I,16) und damit ein Liebesthema ein. Das Ich richtet sich in II in einem Steigerungsgestus an die Geliebte und die personifizierte Minne mit der Bitte um Liebeserfüllung. Mit Strophenbeginn verstärkt das anaphorische dreifache lat (I,1–3) die Klangwirkung des Reims. Die Aufforderung des Ichs an die Geliebte, sich seines Herzens zu underwinden (II,4), zieht den Umschwung der Anrede von selig wip zu frowe nach sich. Zum Abgesang hin wird die Dame hypertroph zur heren (II,9) und ku̍niginne (II,11) gesteigert, im Mittelpunkt des Abgesangs steht der erhoffte trost (II,15) des Ichs. Warum die Dame dem Ich dur reht genedig sin (III,16) soll, thematisiert Str. III: Ihr Aufgesang ist geprägt von sechs Fragesätzen, die parallel mit wer kan eingeleitet werden und nach dem möglichen Grund für Freude fragen. Die Fragen im ersten Stollen werden beantwortet mit ir mundes roter schin (III,5) hin, die des zweiten mit du̍ liebe frowe min (III,10); hier verbindet eine Apokoinu-Konstruktion die zwei Seiten der Dame und damit die auf Freude gerichtete Fragestruktur des Aufgesangs mit einer Minneklage im Abgesang: Die Geliebte ist diejenige, die sowohl die not des Ichs beenden (III,6–9) als auch herze wunden (III,12) kann. Str. IV setzt die wer kan-Fragestruktur in den ersten beiden Versen fort, zielt hier jedoch auf diejenigen, die sich bi wiben aufhalten (IV,3); der Aufgesang ist allgemeines Frauenlob und vergleicht im Rückgriff auf den Natureingang wiblich guͤte mit des meigen bluͤte (IV,6f.). Der Abgesang ist eine persönliche Minneklage, der durch das Motiv des lebenslangen Diensts von kindes beine (IV,14f., vgl. III,11) mit dem Abgesang von Str. III verbunden ist. Das Lied schließt mit einer wan-Strophe, in der die Hoffnung des Ichs durch visuelle Sinneseindrücke (vgl. erneut die Natur V.3–5, die Gesichtsdetails der Dame, V.11) präsent wird.

Simone Leidinger

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