LDM -- Strophensynopse

›Eins mals ein richen kargen daz bevilte, so daz ein armer milte‹

k KonrW/MorgenW 89

k KonrW/MorgenW 89 = RSM ¹KonrW/6/515a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 525ra

[rub Ein <an>d#er{s|z} vo#n rub] / [rub de#m karge#n rub] /

[ini E|2|rot]ins m{a|â}ls ein / r{i|î}chen karge#n daz be**/vilte, [[3 i¬karc~i (hier substantiviertes) Adj. ›knauserig, unfreigebig‹ (Le I, Sp. 1517).]][[3 i¬beviln~i swV., ›verdrießen‹, üblicherweise mit Gen., der Nom. (wie hier) ist jedoch auch belegt (Le I, Sp. 249).]]#binnenr %S{o|ô} daz ein armer mil-/te

#sich {e|ê}re#n #vnd#erwant·.

d{a|ô} {y|î}lt / der r{i|î}ch gein walde#binnenr z{u|uo} eine#m / #sch{a|â}cher balde. #/ [[3 i¬schâcher~i stM. ›Räuber, Schächer‹ (Le II, Sp. 622).]]

er ba{tt|t}, daz / er den arme#n milte_|n_ #sl{u|üe}ge. #/ / [[2 i¬milten~i MLK]]

#P [ini %D|1|rub]er #sch{a|â}ch#er #sprach: ›#sol ich / den milte#n h{auw|ouw}e#n,#binnenr %S{o|ô} m{u^o|uo}#stu / mich l{a|â}n #sch{auw|ouw}e#n

den m{y|î}ne#n / l{o|ô}n z{u|e}<<hant·.‹

d{a|ô} v#erhie{#s#s|z} er / {y|i}m #soldes#binnenr wol dr{u|î} mar{ck|c} r{o|ô}-/tes goldes·,

der er doch f{u|ü}nf / in #s{i|î}ne#m b{u|iu}tel tr{u^e|üe}ge.

#P %Er #sp#rach: / ›#vmb ·v· mar{ck|c} #sla{ch|h} _|ich_ lieb#er // dich, vil karg#er #schal{k|c}. #/ [[2 i¬ich~i auch in MLK ergänzt]]

%Solt / ich #vmb dr{u|î} mar{ck|c} nu den / milte#n t{o^:|œ}te#n·,#binnenr mit bl{u|uo}t m{u^o|üe}#st ich / in r{o^:|œ}{tt|t}e#n; #/

{ee|ê} wil ich d{i|î}ne#n bal{k|c}· /

nu dir z{u|uo} t{o|ô}de {#sch|s}n{y|î}de#n.‹#binnenr d{o|u}rch / got – den milte#n m{y|î}de#n·

durch / #s{i|î}ne tugen{d|t} dun{ck|k}et mich /gef{u|üe}ge! #/ /

k KonrW/MorgenW 90

k KonrW/MorgenW 90 = RSM ¹KonrW/6/515a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 525rb

[ini A|1|rot]ch, daz die milte#n hie #s{o|ô} #schie=/re #sterbe#n·,#binnenr die hie n{a|â}ch {e|ê}re#n / werbe#n,

daz ku{#mm|m}et alz d{a|â} vo#n, /

daz got daz {y|i}re k{u^e|ü}nne#binnenr #jn #s{y|î}/nes h{y|i}{#mm|m}els w{u^e|ü}nne #/

ni{|h}t wil / enbern z{u|uo} #st{e|æ}te#m #jnge#sinde. #/ /

#P [ini %E|1|rub]r l{a|â}t #sie ni{|h}t lan{g|c} leben / hie {#v|û}{ff|f} erde#n·,#binnenr er wil #sie l{a|â}{#s#s|z}e#n / w#erden

dort fr{eu|öu}de#n vil gewon, /

daz #sie nu alle #schiere·#binnenr #sch{auw|ouw}e#n / #s{i|î}nr k{o^:|œ}re ziere·,

daz ma#n {au|ou}ch / k{ey|ei}ne#n karge#n b{y|î} {y|i}m vinde. #// /[[3 i¬karc~i (hier substantiviertes) Adj. ›knauserig, unfreigebig‹ (Le I, Sp. 1517).]]

#P [ini %W|1|rub]as t{au|ou}{g|c} ein r{i|î}ch#er karger / in de{z|s} h{y|i}{#mm|m}elr{i|î}ches tr{o|ô}n? #/ /

%Got l{e|æ}{#s#s|z}et #sie den t{o|ô}t hie la#n-/ge fliehen·,#binnenr daz #sie d{a|â} ni{|h}t be-/ziehen·

dort keine#n and#ern l{o|ô}n·. /

%Sie lebe#n in z{u|uo}>>#schande#n·#binnenr hie in d#er / #s{u|ü}nde#n bande#n·,

daz #sie re{ch|h}t da{##nn|n} / der helle gru#nt ver#slinde. #/ /

k KonrW/MorgenW 91

III

k KonrW/MorgenW 91 = RSM ¹KonrW/6/515a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 525rb

[ini W|1|rot]elch r{i|î}ch#er man mit #schand#en / #sich v#er**derbet·,#binnenr daz h{a|â}t in an-/ g[sup e sup]erbe_|t_ [[2 i¬geerbet~i MLK]]

al von d#er kerge teil. / [[3 i¬kerge~i stF. ›Sparsamkeit‹ (Le I, Sp. 1553).]]

daz m{u^e|üe}{#s#s|z}e got {h|}er**barmen,#binnenr daz / er>>den milte#n arme#n

der r{i|î}che#n / g{u|uo}t hie ni{|h}t h{a|â}t z{u|uo} ge#schicket – /

#P [ini %D|1|rub]ie kun_t|d_en e{s|z} geteile#n wol / n{a|â}ch {e|ê}re#n. #/ [[2 i¬kunden~i MLK]]#binnenr got #sol in {y|i}#mmer / m{e|ê}re#n·

hie aller #s{e|æ}lde#n heil·, /

z{u|uo} l{ey|ei}de hie den arge#n,#binnenr den / r{i|î}chen #vnd den kargen·,

wa{##nn|n} // #sie #sint dort in j{a|â}m#er g#r{o|ô}{ß|z} v#er/#stricket.

#P %S{o|ô} w{u|ü}rd noch / mang#er milt[del e del], der keine mil=/te nie gewan, #/

ob er nu i#n / der milte#n r{a|â}t {h|}er**#st{o|u}rbe·#binnenr #vnd / go{tt|t}es huld erw{o|u}rbe.

ir / fr{auw|ouw}e#n #vnd ir man·,

nu #sp#rech-/ent in z{u|uo}>>l{o|ô}ne #/#binnenr ein h{o|ô}he_{s|z}|n_ lop / vil #sch{o|ô}ne,

d#er in den {e|ê}ren / al{z|s} ein golt erblicket. / [[3 i¬erblicken~i swV. ›erglänzen, strahlen‹ (Le I, Sp. 617).]]

Kommentar

Überlieferung: Das dreistrophige Bar ist die letzte der sechzehn Texteinheiten innerhalb des Morgenweise-Tonkorpus in k. Es ergänzt zwei altüberlieferte Strophen um eine dritte.

Form: (.)5-a+(.)3-a (.)3b (.)3-c+(.)3-c (.)5-d / (.) 5-e+(.)3-e (.)3b (.)3-f+(.)3-f (.)5-d // .8*7g / (.)5-h+(.)3-h (.)3g (.)3-i+(.)3-i (.)5-d (Konrad von Würzburg, Morgenweise),
Tonkommentar

Inhalt: Während die ersten beiden Strophen, die auf Konrad zurückgehen, zeigen, dass es für den Geizigen weder in der Welt noch vor Gott Gnade geben kann (vgl. die Kommentare zu C KonrW 90 und C KonrW 92), bietet die hier zugefügte dritte Strophe einen versöhnlicheren Gegenentwurf: Gott möge die freigebigen Armen mit genügend Besitz ausstatten, damit sie ihre Tugend auch ausüben und so den Geizigen ein Vorbild sein könnten.

Stephanie Seidl