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Tannhäuser, ›Der ku̍nig von Marroch hat der berge noch genuͦg‹ (C Tannh 5 = HMS II 90 V; Siebert V)
C Tannh 5
C Tannh 5= HMS II 90 V; Siebert V
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 266rb
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Kommentar

Überlieferung: Der Leich ist unikal in C überliefert.

Form: Vgl. Leichschema

Am Beginn ist der Leich geprägt von der mehrfachen Wiederholung der zwei Basistypen A und B. Danach geht er über zu einem Wechsel von einfachen und komplexer gebauten Versikeln, die zumeist paarig auftreten und mitunter durch Binnenreime variiert werden. Gerade im Tanzteil begegnen auch daktylische Rhythmen. Zwar attestiert Kuhn dem Leich einen »stärker[en] Schematismus und […] einfacher[e] Bauformen« (Kuhn, S. 117) als anderen Vertretern, rechnet ihn aber dennoch dem Estampie-Typ zu.

Die Auftakte sind vor allem bei Versikeln des Typs D und G freier, ansonsten relativ streng geregelt.

Inhalt: Der Leich greift die für den Tannhäuser typische Technik des Katalogs auf und beginnt mit einer Reihung von Aussagen des Sprecher-Ichs zu Herrschern und geographischen Orten, die es teils vom Hörensagen weitergibt, teils selbst kennengelernt bzw. besucht haben will (V. 1–71). Ähnlich wie in C Tannh 4 mischen sich unter die Aufzählung auch Figuren aus dem Bereich der Epik (z. B. dem ›Willehalm‹, V. 51–56) und der Sage (z. B. V. 25–28). Die milte-Thematik wird erst mit dem Verweis auf den von Oesterriche (V. 63), wohl Herzog Friedrich II. von Österreich († 1246), relevant, bei dem das Sprecher-Ich in Anstellung gewesen zu sein scheint (V. 63–65), und seinem Lob auf einen Herrscher us Peierlant (V. 66), mit dem entweder der Wittelsbacher Otto II. († 1253) oder einer seiner Söhne, Heinrich XIII. († 1290) bzw. Ludwig II. († 1294), gemeint sein dürfte. Der Bayernherzog wird nun explizit für seine milte und Macht gerühmt, offenbar erhofft sich das als Tanhusere (V. 69) auftretende Sprecher-Ich an seinem Hof eine neue Position und dadurch eine Verbesserung seiner eigenen Lage (V. 67–71).

Die zweite Hälfte des Leichs mischt Elemente von Frauenpreis mit einer Tanzszenerie. Zu Beginn tauchen mit einigen Figuren aus Epik und Sage (z. B. Vivianz, Saladin und Roland, V. 78; 84 u. 88) noch einmal Anklänge an den Katalogteil auf, bevor Minne und Tanz endgültig die Oberhand gewinnen. Der Schluss des Tanzteils (V. 91–121) imaginiert eine Tanzszenerie im Freien (V. 91) und vermischt das Lob der einen Minnedame des Ichs mit dem Tanz der Übrigen, wobei die Namen der Tänzerinnen und der allgemeine Duktus des Tanzteils an dörperliche Szenen erinnert (V. 94–112). Der eigentliche Schluss des Leichs wird mit dem Reißen der Geigensaite vorbereitet (V. 115), unterbleibt dann aber, da das Tanzen weitergeführt oder an einen anderen Ort verlagert wird (V. 119f.), bevor ein Freudenausruf (V. 121) den Leich beschließt.

Manuel Mildner

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