LDM -- Strophensynopse

Schenk von Limburg, ›Wol mich dirre stunde‹

C Limb 1

C Limb 1 = KLD 34 I 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 83ra

[ini W|4|blau]ol mich dirre #stunde·:

die #solde / ich enpf{a|â}hen##·

mit ge#sange, / e{s|z} i#st rehte an der z{i|î}t·.

ob ich / d#c¦wol k#vnde·.

dar #s{o|ô} #solde ich / g{a|â}hen·,

wan h{o^e|œ}ret vogel #singe#n wider/#str{i|î}t·, [[3 i¬wan~i = i¬man~i.]]

dar z{#v^o|uo} dringen_|t_ dur d#c gras·[[2 i¬dringent~i KLD]]

bl{u^o|uo}-/me#n manger leie·;

ich kan #selbe, d{a|â} d#c w►#c|as◄·. / [[3 i¬kan~i$ Nebenform zu i¬kam~i (Le I, Sp. 1668).]]

willekome, her %m{ey|ei}e·,

mir #vn#d {o^v|ou}ch der / fr{o^vw|ouw}e#n m{i|î}n·!

ich wil #sîn·,

#swie #s{o|ô} #si geb{u^i|iu}-/tet, m{i|î}ns h#erzen tr{o^e|œ}#st#er{i|î}n·. /

C Limb 2

C Limb 2 = KLD 34 I 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 83ra

[ini H|2|blau]erzelieber m{e|æ}re·,

der warte ich vil / di{k|ck}e·

vo#n der mi{n|nn}e{k|c}l{i|î}che#n fr{ow|ouw}e#n¦m{i|î}#n·. /

ich w{e|æ}re {a|â}ne #sw{#e|æ}re·,

wan d#c ich er#schri{k|ck}e·: /

d#vr die lieben trage ich #senden p{i|î}n·.

d#c / i#st endel{i|î}che w{a|â}r·: [[3 i¬endelîche~i Adv. ›vollständig, durchaus, sicherlich‹ (Le I, Sp. 551).]]

liebe nimt die #si#nne·, /

liebe machet mi#s#sevar·. [[3 i¬missevar~i Adj. ›fahl, bleich‹ (Le I, Sp. 2173).]] [[3 Reim i¬a : â~i (V. b¬7~b) ist im Bairischen häufig belegt (h¬24~hMhd. Gramm. § 159,18).]]

wi{#s#s|zz}ent, d#c ich / brinne· [[2 i¬wi{#s#s|zz}ent~i$ i¬wizzet~i KLD]] [[3 i¬wi{#s#s|zz}ent~i$ Die Endung -i¬ent~i kann, v. a. im Alem., zur Bildung der 2. Pl. Ind. Präs. und damit auch für diejenige der Imperativformen verwendet werden, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8.]]

in>>der liebe als ein gl{u^o|uo}t·.

fr{ow|ouw}e, / t{u^o|uo}t·

wol an mir vil¦tumben, de#s<<w{a|â}r, #s{o|ô} / #s{i|î}t ir guot·. /

C Limb 3

III

C Limb 3 = KLD 34 I 3

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 83ra

[ini W|2|blau]{e|æ}r ich niht ein t#vmber·,

#s{o|ô} lie{#s#s|z}e ich / m{i|î}n #singen·,

#s{i|î}t e{s|z} i#st der lieben gar / ein wint·.

ich h{a|â}n gr{o|ô}{#s#s|z}en k#vmber·,

den / ma{g|c} #si wol ringen·:

fr{ow|ouw}e, {#v|û}{s|z} #sende#n #sorge#n / mich enbint·!

ir #s#vlt mir gen{e|æ}d{i|e}{g|c} we#se#n·, /

lie{b|p}, m{i|î}ns h#erzen wu#nne·,

#s{o|ô} ma{g|c} ich vil¦wo[ho l ho] / gene#sen·.

lieht{u^i|iu} #spilnd{u^i|iu} #s#vnne·,

tr{o^e|œ}#ste#nt / mich vil #sende#n man·, [[2 i¬tr{o^e|œ}#ste#nt~i$ i¬trœ#stet~i KLD]][[3/13 i¬tr{o^e|œ}#ste#nt~i/i¬gedenkent~i$ Die Endung -i¬ent~i kann, v. a. im Alem., zur Bildung der 2. Pl. Ind. Präs. und damit auch für diejenige der Imperativformen verwendet werden, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8.]]

#s{i|î}t ich gan##·

i#v wol / aller {e|ê}ren, gedenkent wol dar an·. / [[2 i¬gedenkent~i$ i¬gedenket~i KLD]]

C Limb 4

C Limb 4 = KLD 34 I 4

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 83ra

[ini {O|Ô}|2|blau]w{e|ê}, #sender #sorgen·!

#swie #s{o|ô} ich geb{a|â}re·, /

doch t{u^o|uo}t #si mir an dem herze#n w{e|ê}·. / [[1 i¬tu^ot~i$ erstes i¬t~i gebessert?]]

die trage ich v#erborgen·,

#stille #vn#d offenbâ-/re·

diene ich ir – wa{s|z} wil d{u^i|iu} liebe m{e|ê}·?

wil / #si, ich #singe ir, wil #si, ich #sage·,

wil #si, ich tr{u|û}-/re, ich lache·.

ich wei{s|z} wol der liebe#n kla-/ge·,

ich diene ir ze>>#swache·.

fr{ow|ouw}e %mi#nne, / f{u^e|üe}gent d#c·, [[2 i¬f{u^e|üe}gent~i$ i¬füeget~i KLD]] [[3 i¬f{u^e|üe}gent~i$ Die Endung -i¬ent~i kann, v. a. im Alem., zur Bildung der 2. Pl. Ind. Präs. und damit auch für diejenige der Imperativformen verwendet werden, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8.]]

da{s|z} [del [exp d exp] del] mir b#c·

t{u^o|uo} m{i|î}n tr{o^e|œ}#ster-/inne, der ich noch nie v#erga{s|z}·. /

C Limb 5

C Limb 5 = KLD 34 I 5

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 83ra

[ini M|2|blau]it zwein blanken arme#n·

ein vil liep-/lich twinge#n·

i#st mir #sende#m knehte / wilde gar·.

#si #sol #sich erbarme#n·.

n{a|â}ch de#n / #selbe#n dingen·

#i{a|â}mert mich, got gebe, d#c / ich{s|z} ervar·.

t{o^v|ou}gen mi#nne i#st mir #vnk#v#nt·, /

lieplich twingen t{u^i|iu}re·;

wil ir r{o|ô}#sevarw#er / m#vnt·,

#s{o|ô} fr{o^ew|öuw}e ich mich h{u^i|iu}re·.

tr{o^e|œ}#ste#nt, / fr{ow|ouw}e, e#st an der z{i|î}t·! [[2 i¬tr{o^e|œ}#ste#nt~i$ i¬trœ#stet~i KLD]][[3 i¬tr{o^e|œ}#ste#nt~i$ Die Endung -i¬ent~i kann, v. a. im Alem., zur Bildung der 2. Pl. Ind. Präs. und damit auch für diejenige der Imperativformen verwendet werden, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8.]]

#sorge l{i|î}t·

m{i|î}ne#m h#er/zen n{a|â}he[del · del], des ir gewalt{i|e}{g|c} #s{i|î}t·. /

Kommentar

Überlieferung: in C und, als beinahe identische Abschrift davon, auch im Troßschen Fragment (C₁).

Form: 3-a 3-b 5c / 3-a 3-b 5c // 4d 3-e 4d 3-e 4f 2f 6f

Inhalt: Das Lied kombiniert einen Frühlings- und Frauenpreis mit einer Minneklage. Auffallend sind die häufigen Apostrophierungen: Diese gelten in Str. I dem Monat Mai (I,10–13), in Str. IV der personifizierten Minne (IV,11–13). In allen anderen Strophen spricht das Ich, teils metaphorisch (III,10–13), teils explizit (II,12f.; V,11–13), die Geliebte an: Sie möge seine Werbung erhören und dadurch seinen Kummer in Glück umschlagen lassen.

Stephanie Seidl