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Überlieferung: unikal in C.
Form: Mit daktylischem Rhythmus lässt sich folgendes Schema ableiten:
.2-a+.2-b .4c / .2-a+.2-b .4c // 4d .4d 4-e .4-x .4-e .4f 4f
III,1 und 3 (sehen/geschehen) fügen sich wohl durch Dehnung in offener Tonsilbe (die im 13. Jahrhundert bereits das gesamte Mitteldeutsche betrifft, 25Mhd. Gramm. § L 20) als weibliche Kadenz ins Schema ein. Die Metrik ist an vielen Stellen unregelmäßig (vgl. die zahlreichen Eingriffe durch von Kraus), die Auftaktbehandlung wirkt relativ frei. Unter anderem die Stropheneingänge rufen daktylischen Rhythmus auf, daneben stehen Verse wie z. B. I,9, »die statt der daktylischen Messung an sich ebenso gut eine alternierende zulassen« (von Kraus, S. 268). Von Kraus, S. 268, nimmt daher für das vorliegende Lied an, »daß der Schreiber auch hier, wie so oft bei anderen daktylischen Liedern, unwillkürlich in das gewohnte Auf und Ab hineingeraten ist«. Bartsch, S. 335, geht davon aus, dass die Abverse in V. 1 und 3 nicht daktylisch sind.
Die Waise verbindet Str. II und III durch einen Kornreim (froͤide), während sie in Str. I (munde) grammatisch auf I,10f. (munt/kunt) reimt.
Inhalt: Das Lied thematisiert Freude und Liebeseinheit, die Darstellung ist geprägt von körperlichen Metonymien wie arme, herz, wangen, munt, oͮgen.
Str. I spielt mit worten (I,6): Liebeseinheit wird hier sprachlich ausdifferenziert in man und wib (I,6), das Liebespaar kommuniziert beim Küssen wortlos (vgl. I,8–11); im Kontrast zur Einheit zerbricht die sorge ze stuken (I,7). Str. II steigert einige Bilder aus Str. I: Wird hier mit armen umbevangen (I,1), schließen sich dort vier arme [...] in ein (II,5), wird hier vor liebe gelachet (I,4), herrscht dort froͤide ob aller froͤide (II,4), wird hier ze herzen gedruket (I,2), passt dort kein Blatt zwischen das von Herzen verbundene Liebespaar (vgl. II,10f.). Str. III greift den Gedanken der Steigerung rhetorisch auf: minne überwindet hier sorge unde truren (III,9), liebe wiederum minne (III,10). von Kraus ersetzt in III,5 und III,8 minne durch liebe und ändert damit die Konturierung zweier Liebeskonzepte (»minne ist [...] das platonisch-schmachtende Liebesverlangen, liebe seine Erfüllung«, von Kraus, S. 269). In der überlieferten Version übernimmt »die minne in wunderbarer Selbstverwandlung« (Objartel, S. 91) Eigenschaften der liebe, die am Schluss dennoch die minne übertrifft (vgl. III,10).
Simone Leidinger