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Herrand von Wildonie, ›Wir sun hohen muͦt enpfahen‹
C Wildon 7
IC Wildon 7 = KLD 66 III 1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 201va
C Wildon 8
IIC Wildon 8 = KLD 66 III 2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 201vb
C Wildon 9
IIIC Wildon 9 = KLD 66 III 3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 201vb

Kommentar

Überlieferung: Das drei­stro­phige Lied ist unikal in C überliefert. Es wurde vom Grundstockschreiber AS nachgetragen. Das zeigt sich daran, dass die W-Lombarde von C Wildon 7 den Fleuronnée-Schmuck der A-Lombarde der vorausgehenden Strophe (C Wil­don 6, dritte Strophe von Lied II) zum Teil überdeckt (vgl. Henkes-Zin, S. 40, Hofmeister 2001, S. 93, und Salowsky, S. 431), was sonst im Codex nach Möglichkeit vermieden wird. Ein weiterer Nachtrags-Indikator könnte die erhöhte Anzahl von Abkürzungen sein (vgl. Salowsky, S. 254, skeptisch Henkes-Zin, S. 40f.).

Form: 4-a 4b / 4-a 4b // 4c 4-x 4c

II,1 und III,3 könnte man in der überlieferten Form auch mit Auftakt lesen. In Str. I und III bilden die beiden Waisen in V. 6 einen grammatischen Reim (singen : gesungen), vgl. Kraus, S. 637; in Str. III ist der Abgesang an die Stollen angereimt (V. 5 ist allerdings ausgefallen).

Inhalt: Das Mailied leitet den Natureingang der ersten Strophe mit der Versicherung des Sängers ein, dass angesichts des schönen Frühlings alle in Hochstimmung kommen werden und ihn sein persönliches trûren (I,3) verlassen wird. Str. II führt das Naturbild mit den Vöglein als Subjekten fort: Sie erfreuen sich am Sonnenaufgang. Nach diesem Subjektwechsel ist der Ich-Sprecher als Liebender nicht mehr präsent. Er wechselt seine Rolle und leitet in lehrhaftem Gestus einen allgemein gehaltenen Frauenpreis ein. In Str. III sind drei Aspekte hart gegeneinander geschnitten: Zunächst behält der Sänger den lehrhaften Gestus bei, indem er die Entstehung der Liebe mittels des Eindringens des Bildes der Geliebten durch die Augen ins Herz konstatiert. Im zweiten Stollen schildert er als heimlicher Beobachter, wie sich zwei Liebende gegenseitig ihre Sehnsucht zusichern. Nach dem offensichtlich ausgefallenen fünften Vers werden in einer metapoetischen Wendung disiu liet (III,6) – also »die Strophen«, mithin das gesamte Lied – als der Gesang eines Vögelchens vor dem walde (III,7) ausgewiesen (vgl. dazu auch Hofmeister 1987, S. 101f.).

Christoph Schanze

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