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Kaiser Heinrich, ›Ich gruͤze mit gesange die suͤzen‹
C als neue Leitversion
B KHeinr 1
IB KHeinr 1 = MF 5,16
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 2
C KHeinr 1
IC KHeinr 1 = MF 5,16
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 6ra
B KHeinr 2
IIB KHeinr 2 = MF 5,23
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 2
C KHeinr 2
IIC KHeinr 2 = MF 5,23
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 6ra
B KHeinr 3
IIIB KHeinr 3 = MF 5,30
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 2
C KHeinr 3
IIIC KHeinr 3 = MF 5,30
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 6ra
B KHeinr 4
IVB KHeinr 4 = MF 5,37
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 2
C KHeinr 4
IVC KHeinr 4 = MF 5,37
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 6ra

Kommentar

Überlieferung: Das vier­stro­phige Lied ist parallel in B und C überliefert. Es eröffnet das Dichterkorpus und somit die Handschriften. Mit Ausnahme der dritten Strophe zeigen sich nur minimale Textdifferenzen zwischen den beiden Textzeugen.

Form: Es liegen siebenversige Stollen­stro­phen mit einem Kreuzreim im Auf- und einem Dreireim im Abgesang vor (Reimschema: -a b / -a b // c c c). Das Aufgreifen der Reimwörter des b-Reims in I und IV (tag mag) bindet den Beginn und den Schluss des Liedes aneinander. Gleichzeitig lässt die Form verschiedene Spielräume zu: Kadenzen wechseln (der a-Reim ist in II männlich, der c-Reim in III und IV weiblich).

Die Alternation ist mehrfach durchbrochen. Heusler, § 701, versteht die Verse als gemischt-daktylisch; Schweikle, S. 508, spricht von einem »schwebenden Rhythmus«. Mit Kasten, S. 632, kann ein vierhebiges Grundmaß mit einem erweiterten letzen Vers (Schlussbeschwerung) angenommen werden, wobei B III am deutlichsten von diesem Schema abweicht (hier sind fünf Verse unterfüllt).

Grundform: .4-a .4b / .4-a .4b // .4c .4c .5c

Brunner, S. 230, vermutet: »Vorbild waren offensichtlich romanische Zehnsilblerverse, die [...] relativ frei adaptiert wurden« (ähnlich bereits Ittenbach, S. 144). So liest Brunner I und C III mit fünfhebigem Aufgesang. Für II nimmt er einen durchgehend fünfhebigen Abgesang an sowie die Fünfhebigkeit des zweiten Verses der Stollen. Die gleiche Aufgesanggestaltung sieht er in IV, allerdings mit einem Abgesang aus zwei Vier- und einem abschließenden Sechsheber.

Inhalt: Minnepreis, Trennungsklage und Dichtungsreflexion, wobei eine besondere Form der Rolleninszenierung darin liegt, dass das Lied, das mit Heinrich VI. einem Kaiser zugeschrieben wird, mit dem rhetorischen Kaisertopos spielt (Liebe sei von höherem Wert als Reichtum und Macht selbst des Kaisers).

Das Lied wird als Gruß eingeführt, den der Sprecher seiner Geliebten als Botschaft aus der Ferne sendet. Irgendjemand, ob Frau (!) oder Mann, möge seine Geliebte mit diesem Lied grüßen (vgl. Str. I). So wird die Sängerrolle an einen Nachsänger übertragen, die Autorrolle bleibt beim Absender (vgl. dazu ausführlich Kellner, S. 113–119).

Nur in ihrer Gegenwart seien ihm Reiche und Länder untertan; getrennt von ihr besitzt er nur Liebesschmerz. Sein Glück wird nur von ihr bestimmt (Fortuna-Motiv) (vgl. Str. II). Er trägt seine Geliebte im Herzen und im Sinn, schwört ihr Treue und wird dafür von ihr belohnt. Eher würde er auf die Krone verzichten als auf sie (vgl. Str. III). Auch ohne Krone könnte er angenehme Tage erleben, solange er die Geliebte nicht verliert. Ohne sie könnte er auch keine Freude mehr spenden (vgl. Str. IV). So erscheint der Dichter abschließend als Freudenspender der Gesellschaft; in der Überblendung von Dichter- und Kaiserrolle wird die Freude so gleichzeitig zur Herrscherpflicht.

Sandra Hofert

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