LDM -- Strophensynopse

Rudolf von Rotenburg, ›Owe, daz ich ez mit der lieben ie begunde‹

A Rotenb/29r 7

A Rotenb/29r 7 = KLD 49 XIV 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 29v

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê}, d#c ich ez mit der lieben ie beg#vnde,

#vn#d {o|ô}w{e|ê}, d#c ich #si ie ge#sach·!

#si h{a|â}t / mich ge#st{o|ô}{zz|z}en mit ir r{o|ô}tem m#vnde –[[3-4 Wenn nicht korrupt (vgl. C), dann elliptisch: ›Sie hat mich mit ihrem roten Mund gestoßen (und) etwas (gesagt, getan), das ...‹]]

eine{s|z}, d#c mir in m{i|î}n h#erze brach; /

des kan mir niht werden r{a|â}t.

ez h{a|â}t #sich ge#senket al#s{o|ô} hin ze gr#vnde,

daz / m{i|î}n vr{ei|öu}de n{a|â}ch ein ende h{a|â}t·.

C Rotenb 33 (27)

C Rotenb 33 (27) = KLD 49 XIV 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 58vb

[ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê}, da{s|z} ichs mit der lieben ie beg#v#n-/de·,

#vn#d {o|ô}w{e|ê}, da{s|z} ich #si ie ge#sach·!

#si h{a|â}t / mir ge#sprochen {#v|û}{s|z} ir r{o|ô}ten m#vnde·

eine{#s|z}, / d#c mir in m{i|î}n h#erze brach·;

des kan mir / niht w#erden r{a|â}t·.

e{s|z} h{a|â}t #sich ge#senket al-/#s{o|ô} hin ze>>gr#vnde·,

d#c m{i|î}n fr{o^ei|öu}de n{a|â}ch / ein ende h{a|â}t·. /

A Rotenb/29r 8

A Rotenb/29r 8 = KLD 49 XIV 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 29v

[ini {O|Ô}|1|blau]w{e|ê}, we#s h{a|â}t #sich d{#v^i|iu} liebe an mir geroche_t|n_ /

o[mut w mut][ins de ins]r[[1 i¬oder~i$ i¬de~i gebessert aus i¬w~i]] wie h{a|â}n ich gedienet daz·,

d#c #si h{a|â}t #s{o|ô} vil der vr{ei|öu}den an mir ze{|r}bro/chen,

#vn#d ir mit tr{#vw|iuw}en nie v#ergaz?[[3 Zu fehlendem pron. Subj. siehe h¬24~hMhd. Gramm. § 399.]]

d{a|â}ne wa{z|s} ich ir niht w#ert.

w{e|ê}, we#s h{a|â}n ich / t#vmb#er man mich #s{o|ô} v#er#sprochen,

d#c ich g{#v^o|uo}tes w{i|î}bes h{a|â}n gegert·?

C Rotenb 34 (28)

C Rotenb 34 (28) = KLD 49 XIV 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 58vb

[ini W|2|rot]{e|ê}, wes h{a|â}t #sich d{u^i|iu} liebe an mir ge-/rochen·

oder wie h{a|â}n ich gedienet / d#c·,

da{s|z} #si h{a|â}t #s{o|ô} vil der fr{o^ei|öu}de an mir / zerbroche#n·

#vn#d ich ir mit tr{u^iw|iuw}e#n nie ver-/ga{#s|z}#·?

d{a|â}n en<<was ich ir niht w#ert·.[[3 Dreifache Negation: evtl. i¬d{a|â} en<<was~i?]]

w{e|ê}, w#c / h{a|â}n ich t#vmber man mich #s{o|ô} v#er#sproche#n·, /

da{s|z} ich g{#v^o|uo}tes w{i|î}bes h{a|â}n gegert·? /

A Rotenb/29r 9

III

A Rotenb/29r 9 = KLD 49 XIV 3

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 29v

[ini I|1|rot]ch wil ge/in d#er lieben #singen #vmbe ein #scheiden

#vn#d wil doch #san{d|t} ir teilen e^^·.

al#s{o|ô} h{a|â}n / ich geteilet #schiere #vn#s beiden:

ir #s{i|î} wol, #s{o|ô} #s{i|î} mir iem#er w{e|ê}·;

#si habe ir d#c h#erze / m{i|î}n,

#s{o|ô} bel{i|î}bet mir, d#c ich in #seneden leiden

iem#er m{#v^o|uo}z biz an m{i|î}n ende<·> #s{i|î}n·. /

C Rotenb 35 (29)

III

C Rotenb 35 (29) = KLD 49 XIV 3

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 58vb

[ini I|2|rot][ini c|1|rub]h wil gegen der lieben #singe#n #vmb ein // #scheiden·

#vn#d wil doch noch #s[mut e mut][ins a ins]n{d|t}[[1 i¬#sand~i$ i¬a~i gebessert aus i¬e~i]] ir teile#n / e^^·.

als#ins[sup {o|ô} sup] h{a|â}n ich geteilet #schiere #vn#s beide#n·: /

ir #s{i|î} wol, #s{o|ô} #s{i|î} mir iemer w{e|ê}·;

#si habe ir / d#c herze m{i|î}n·,

#s{o|ô} bel{i|î}bet mir, d#c ich in / #senden leiden·

iemer m{#v^o|uo}{s|z} bi{s|z} an m{i|î}n / ende #s{i|î}n·. /

A Rotenb/29r 10

A Rotenb/29r 10 = KLD 49 XIV 4

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 29v

_[ini [om . om]|1|]|I_ch[[1 Initiale nicht ausgeführt]] w{a|â}nde ie, d#c ich _|n_eiz<<waz d#er welte[[2 i¬ich etswaz der werden~i KLD]] w{e|æ}re,

#vn{tz|z} ich die w{a|â}rheit h{a|â}n ge#sehen /

an d#er lieben. #s{i|î}t ich ir bin #s{o|ô} gar #vnm{e|æ}re,

#s{o|ô} #sol mir niem#er heil ge#schehen·. /

mich tr{#v^o|uo}c d{a|â} hin ein t#vmber w{a|â}n·.

{o|ô}w{e|ê}, t{o|ô}t, dazt ie #s{o|ô} lange mich verb{e|æ}re, /

#s{i|î}t ich #selbe m{i|î}n ge#spotet h{a|â}n·!

C Rotenb 36 (30)

C Rotenb 36 (30) = KLD 49 XIV 4

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 59ra

[ini I|2|rot]ch w{a|â}nde ie, d#c ich ein teil der w#erlte[[2 i¬ich etswaz der werden~i KLD]] w{#e|æ}re·; /

n#v habe ich die wa^^rheit wol er#sehen·: /

da{s|z} ich bin der lieben al#s{o|ô} gar #vnm{e|æ}re·. /

w{e|ê}, wie k{o^e|ö}nde leider mir ge#schehen#·!

mi{h|ch} / betr{o^v|ou}{g|c} ein t#vmber w{a|â}n#·.

{o|ô}w{e|ê}, t{o|ô}t, da{#s|z}t / ie #s{o|ô} lange mich verb{e|æ}re·,

#s{i|î}t ich #selber / m{i|î}n ge#spottet[[1 i¬ge#spottet~i$ über i¬o~i radierter Nasal]] h{a|â}n·! /

C Rotenb 37 (31)

C Rotenb 37 (31) = KLD 49 XIV 5

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 59ra

[ini {O|Ô}|2|rot]w{e|ê}, wa{s|z} fr{o^ei|öu}del{o|ô}#ser z{i|î}t ein man v#er-/#swendet·,

der n#v minnet, als ich t{#v^o|uo}n, / ein w{i|î}{b|p}·!

#si[rad <·> rad] h{a|â}t mit ir #sch{o^e|œ}ne h{o|ô}he mi{h|ch} / gepfendet#· –

{o^v|ou}w{e|ê}, wan w{i|î}#st {o^v|ou}ch n#v ir rei-/ner l{i|î}p#·

i_#n|r_ m{i|î}n h#erze eht al#se gar·![[2 i¬mir ir herze~i KLD]][[3 Der Satz ist verderbt. Vielleicht mit vergleichsweise kleiner Konjektur: ›Ach, machte doch nun ihr reiner Körper sie ganz und gar auf mein Herz aufmerksam!‹ (heißt kurz: ›würde sie aufmerksam‹), mit i¬wîsen~i swV. mit Akk. und Dat. ›zeigen‹ (vgl. Belege bei BMZ III, S. 759).]]

#s{o|ô} wur-/de e{#s|z} n{a|â}ch m{i|î}ne#m wille#n #s{o|ô} verendet·,

des / ich #sus gedenke#n nien getar·. /

Kommentar

Überlieferung: Str. I–IV parallel in AC, C V fehlt A. Die beiden Fassungen weichen in zahlreichen Details voneinander ab, auch größere redaktionelle Eingriffe kommen vor (I,3; IV,2–4). Die Auswirkungen auf die formale und inhaltliche Gestalt sind aber, wenn man von der in A fehlenden Strophe C V absieht, gering.

Form: Kanzone.

6-a 5b / 6-a 5b // 4c 6-a 5c

Auffällig ist die Anreimung des Abgesangs an den Aufgesang (Reimklang a). Die metrische Füllung der Verse ist sehr flexibel, A tendiert zu unterfüllten Versen, bes. in A III,2.

Inhalt: Minneklage. Das Ich reflektiert seine leidvolle Liebessituation, deren Ungerechtigkeit in Str. III prägnant ins Bild genommen ist. Gegenüber dem düster-depressiven Schluss von A endet C hoffnungsvoller, wo in der letzten Strophe ihr Entgegenkommen zumindest im Irrealis benannt wird. »Wer möchte solches Finale missen?« (von Kraus, S. 475)

Florian Kragl