LDM -- Strophensynopse

›De alle der werlde vröwde ermeret‹

A als neue Leitversion

B als neue Leitversion

C als neue Leitversion

w₃ Namenl/24v 1

w₃ Namenl/24v 1 = KLD 60 IIa 1

Überlieferung: Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2940*, fol. 24v

[ini D|1|]{e|iu} alle der werlde vr{o^:w|öu}de erm{e|ê}ret /

{%A|â}ne m{y|i}ch a{ll|l}{ey|ei}ne, da{t|z} i{s|st} d{e|iu} n{oi|ô}t. /

%S{o|ô} h{ai|â}t tr{u|û}ren m{y|i}ch gel{ei|ê}rt, /

%M{y|i}ch en[mut t mut][ins h ins]el{ff|f}et[[1 i¬enhelffet~i$ i¬h~i gebessert (aus i¬t~i?)]] walt noch bl{o|uo}me#n r{oi|ô}t /

%Noch der vogel #singen. /

%Och, #sal m{y|i}r {#v|i}#mmer wol gelingen? /

A Niune 11 (10)

A Niune 11 (10) = KLD 60 IIa 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 22v

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini A|1|blau]l>>der welte vr{oi|öu}de m{e|ê}ret

{a|â}ne mich aleine, de#st ein / n{o|ô}t·.

ich bin tr{#v|û}ren #s{o|ô} gel{e|ê}ret,

mich entr{o|œ}#st[[4 i¬entr{o|œ}#st~i$ Apokopierte Verbform; syntaktisch wären Indikativ (nebengeordneter Satz) und Konjunktiv (untergeordneter Satz) denkbar.]] walt noch bl{#v^o|uo}men r{o|ô}t

noch der / vogele #singen.

{o|ô}w{e|ê}, #sol mir iem#er wol gelingen·?

B Wachsm 5

B Wachsm 5 = KLD 60 IIa 1

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 119

[ini A|1|rot]l der welte vr{o^e|öu}de m{e|ê}ret·

{a|â}ne mich a{ll|l}{ai|ei}ne, da#st / {ai|ei}n n{o|ô}t·.

ich bin tr{#v|û}ren #s{o|ô} gel{e|ê}ret·,

mich entr{o^e|œ}#stet / walt noch bl{#v^o|uo}men r{o|ô}t·

noch der vogel #singen·.

{o|ô}w{e|ê}, / #sol mir iemer wol gelingen·? /

C Wachsm 6

C Wachsm 6 = KLD 60 IIa 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 161ra

[ini A|2|rot]l der w#erlte fr{o^ei|öu}de m{e|ê}ret·

a^^ne mich a{l-/l|l}eine, de#st ein n{o|ô}t·.

ich bin tr{u|û}re#n #s{o|ô} ge-/l{e|ê}ret·,

mich entr{o^e|œ}#stet walt no{h|ch} bl{#v^o|uo}men / r{o|ô}t·

no{h|ch} der vogel #singe#n·.

{o|ô}w{e|ê}, #sol mir iem#er / wol gelinge#n·? /

w₃ Namenl/24v 2

w₃ Namenl/24v 2 = KLD 60 IIa 2

Überlieferung: Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 2940*, fol. 24v

Wi#ste doch {ey|ei}{#nn|n} w{y^:|î}{ff|p} m{y|î}n #vngem{o|uo}te, /[[1 Keine Markierung des Strophenbeginns]][[??? SG: Vielleicht eine Bemerkung zur fehlenden Strophenteilung? Das sieht doch so aus, als ob der Schreiber das Konzept Strophe gar nicht kennt, oder?]]

%Wa{s|z} ich l{i|î}dens v{a|o}n ir h{ai|â}n, /

%Vil{|>>}l{i|î}{ch|h}te gen{ei|ü}{#s#s|zz}e ich {e|i}r{er|} g{u|üe}te, /

%Da{s|z} m{y|î}n ku{#mm|mb}er wurde wider{d|t}{a|â}n. /

%De{|r} ir n{u^:|u} #se{ch|g}te d{e|ie} m{e|æ}re, /

%De{|r} he{dd|tt}e {i|e}s {#v|i}#mmer {e|ê}re! // [[1 Rest der Zeile mit Zierlinie gefüllt (Liedende)]]

A Niune 12 (11)

A Niune 12 (11) = KLD 60 IIa 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 22v

[ini W|1|rot]e#st ein w{i|î}p m{i|î}n #vngem{#v^o|üe}/te,

waz ich herze<<leides vo#n ir h{a|â}n·,

ich gen{#v|ü}zze vil l{i|î}hte[[2 i¬vil l{i|î}hte~i$ i¬lîhte~i KLD nach B, C]] ir g{#v^o|üe}te,

d#c m{i|î}n k#vm/ber w{u|ü}rde wid#ert{a|â}n·.

#swer ir #sage d{#v^i|iu} m{e|æ}re,

d#er gewinne niem#er h#erze #sw{e|æ}re·!

B Wachsm 6

B Wachsm 6 = KLD 60 IIa 2

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 119

[ini ##V|1|rot]vi#s#se {ai|ei}n w{i|î}p m{i|î}n #vngem{#v^e|üe}te·,

wa{s|z} ich herze-/l{ai|ei}des von ir h{a|â}n·,

ich gen{#v|ü}{#s#s|zz}e l{i|î}hte ir g{#v^e|üe}te·,

da{s|z} / m{i|î}n k#vmber w{u|ü}rde widert{a|â}n·.

#swer ir #sage d{#v^i|iu} / m{##e|æ}re·,

der gewinne niemer herze #sw{##e|æ}re·! /

C Wachsm 7

C Wachsm 7 = KLD 60 IIa 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 161ra

[ini W|2|rot]e#st ein w{i|î}{b|p} m{i|î}n #vngem{#v^e|üe}te·,

w#c ich / h#erzeleides vo#n ir h{a|â}n·,

ich gen{#v|ü}{#s#s|zz}e l{i|î}hte / ir g{#v^e|üe}te·,

d#c m{i|î}#n k#vmb#er w{u|ü}rde wid#ert{a|â}n·.

#swer / ir #sage d{u^i|iu} m{e|æ}re·,

d#er gewinne niem#er her/ze[[1 i¬herze~i$ i¬h~i gebessert]] #sw{e|æ}re·! /

A Niune 13 (12)

III

A Niune 13 (12) = KLD 60 IIa 3

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 22v

[ini W|1|blau]ol / mich h{#v^i|iu}te #vn#d iem#er m{e|ê}re!

#fz

#si h{a|â}t #sch{o|œ}ne #vn#d {e|ê}re.[[2 i¬#sch{o|œ}ne #vn#d {e|ê}re.~i$ i¬beide schœne und êre:~i KLD]]

w{e|ê} mir, d{a|â} vo#n i#st mir dicke w{e|ê}·! /

wol mich doch ir beider!

#si #sint mir vil lieb#er danne leid#er·.

A Niune 14 (13)

A Niune 14 (13) = KLD 60 IIa 4

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 22v

[ini W|1|rot]ol ime, #swer n#v / g{#v^o|uo}t gedinge

zeinem[[1 i¬zeinem~i gebessert aus i¬zeim~i?]] w{i|î}be #vn#d {o|ou}ch zem #s#vm#er h{a|â}t·,

d#c an beiden ime gelinge! /

er i#st #s{e|æ}l{i|e}c, #swes m{#v^o|uo}t al#s{o|ô} #st{a|â}t.

n#v #sint #si mir beide

mi#s#ser{a|â}ten·: w{i|î}p #vn#d / #Z{o#v|ou}gen<<weide·. /

B Wachsm 7

III

B Wachsm 7 = KLD 60 IIa 5

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 119

[ini I|1|blau]ch brach an des #s#vmers[[1 i¬#s#vmers~i$ i¬r~i gebessert]] ende·

{ai|ei}nen bl{#v^o|uo}men, d#er[[2 i¬{ai|ei}nen bl{#v^o|uo}men, d#er~i$ i¬einer bluomen diu~i KLD]] // was wolget{a|â}n· –

gar {a|â}ne alle mi#s#sewende·.

m{#v^e|üe}s ich #si / mit armen #vmbev{a|â}n·,

#s{o|ô} w{##e|æ}r al m{i|î}n #sw{##e|æ}re·

gar / get{a|â}n, #same[[2 i¬#same~i$ i¬als~i KLD nach C]] ich {ai|ei}n k{ai|ei}#ser w{##e|æ}re·. /

C Wachsm 8

III

C Wachsm 8 = KLD 60 IIa 5

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 161ra

[ini I|2|rot]ch brach an des #s#vmers ende·

eine#n bl{#v^o|uo}me#n, / d#er[[2 i¬eine#n bl{#v^o|uo}me#n, d#er~i$ i¬einer bluomen diu~i KLD]] w►#c|as◄ wol<<get{a|â}n· –

gar {a|â}n alle mi#s#sewe#nde·. /

m{#v^e|üe}{z|s} ich #si mit arme#n #vmbev{a|â}n·,

#s{o|ô} w{e|æ}r / al m{i|î}n #sw{#e|æ}re·

gar get{a|â}n, als ich ei#n kei#s#er w{#e|æ}re·. /

Kommentar

Überlieferung: Die vier Handschriften lassen drei Liedversionen erkennen. B und C führen unter Wachsmut von Künzingen ein dreistrophiges Lied. In A ist das Lied unter Niune vierstrophig, wobei die Strophen A I und II eine Parallelüberlieferung zu BC I und II sind, während A III und IV unikal überliefert sind. Ausschließlich die ersten beiden Strophen führt die um 1481 entstandene Papierhandschrift w₃, die insbesondere Minnereden versammelt; die beiden Strophen fügen sich hier zwischen die Minnereden ›Was ist Liebe‹ und ›Bedeutung der Farben und des Laubes‹.

Einen ähnlichen Ton hat BC Wachsm 9; die Strophe schließt in C direkt an das dreistrophige Lied an und ist ihm über die Initialfarbe zugeordnet, obwohl sie hier mit nur vier Versen, ohne das abschließende Reimpaar, überliefert ist.

Form: 4-a 5b / 4-a 5b // 3-c 5-c

In B und C sind die Str. II und III durch die Reimresponsionen han : widertan (II,2/4) und wolgetan : umbevan (III,2/4) sowie mere : swere (II,5f.) und swere : were (III,5f.) miteinander verbunden. In A sind (unreine) Reimresponsionen meret : geleret (I,1/3) und mere (III,1), singen : gelingen (I,5f.) und gedinge : gelinge (IV,1/3) sowie beider : leider (III,5f.) und beide : ougenweide (IV,5f.). Mit A III,2 ist in der Handschrift ein Vers ohne Lücke ausgelassen.

Die Metrik der Strophen w₃ Namenl 1 und 2 weist insbesondere hinsichtlich der Auftaktgestaltung Freiheiten auf.

Inhalt: Minneklage.

Die ersten beiden Strophen – ein Sommernatureingang und eine Strophe, die um den Gedanken kreist, die geliebte Frau wisse nicht um den Liebesschmerz des Ichs – überliefern alle Handschriften.

In BC variiert Str. III mit der zweideutigen Metapher des sommerlichen Blumenbrechens die Naturmetaphorik aus Str. I, das Lied schließt hier mit einer Version des Kaisertopos. In der A-Überlieferung wägt die offenbar verderbte Str. III Freude und Leid, die die Geliebte beide spendet, gegeneinander ab. Auch hier thematisiert die letzte Strophe (IV) erneut den Sommer, zugleich nimmt sie das swer aus II,5 wieder auf: Wer auch immer sich zur Sommerzeit wegen einer Frau Hoffnungen machen kann, der ist selic (A IV,4), während dem Ich beide misseraten [sint]: wip unde ougenweide (A IV,5f.).

Simone Leidinger