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Überlieferung: Die drei Strophen sind unikal im Steinmar-Korpus in C überliefert.
Form: 4a 3-b / 4a 3-b // 5-c 7-c 4d 4x 4d //R 4e 6e
Es liegen elfversige Stollenstrophen vor. (Da V. 8 mit einer Hebung endet und V. 9 mit einer Hebung beginnt, wurde hier ein Umbruch gesetzt, obwohl so eine Waise in V. 8 entsteht; alternativ wäre es möglich, die Verse zusammenzufassen und eine Zäsur anzunehmen.) Unreiner Reim in I,5f. (s. auch den Konjekturvorschlag von SMS). In Str. III reimen a- und c-Reim grammatisch miteinander.
Inhalt: Minneklage mit Frühlingseingang, dessen Adressat (insbesondere durch den Refrain) weniger die Minnedame selbst ist als vielmehr das Publikum, welches für das Ich bitten soll und dem der Sprecher dafür sælde verspricht. Insbesondere die ersten beiden Strophen sind von einer bildlichen Sprache bestimmt.
Die erste Strophe setzt ein mit einem Naturbild: Die Blumen blühen; wer im Winter traurig war, soll sich nun an dem Mai-›Kleid‹ von Heide und Aue sowie an der Freude der Vögel erfreuen. Der Schneider dieser Kleider (Gott? Frau Minne? Frau Natura?) hat auch die Geliebte des Sprechers mit Schönheit und Zucht ausgestattet. Frauen- und Naturschönheit gehen damit ineinander über. Doch für den Sprecher kann nur die Geliebte Freude bringen. So setzt der abschließende Refrain gegen das Bild der blühenden Natur die Klage des Sprechers, der die Rezipienten aufruft, sie mögen darum bitten, dass die Frau sein Leid beendet.
Diese Bitte setzt sich in der zweiten Strophe fort. Das Ich verspricht den Fürbittenden die Zuneigung der Frauen (helfen sie ihm bei seinem Minneglück, werden sie also auch solches erfahren). Die Minne hat den Sprecher im Grunde seines Herzens verwundet; nur der rote Mund der Geliebten kann sein ›Arzt‹ werden.
In der dritten Strophe schließlich beteuert er die Aufrichtigkeit seines Dienstes. Mit der Nennung von Wien wird ein realgeographischer Bezug in die Inszenierung der Fernminne integriert (nicht ganz eindeutig ist, ob sich das Ich zur Dame nach Wien begibt oder von Wien aus die Dame aufsuchen möchte). Über eine Demutsformel stellt der Sprecher seinen Lobpreis als unvollkommen dar: Mit der Ehre, die ihr Gott zuteilwerden lässt (eine Transzendierung der Frau, die motivisch an Str. I anschließt), kann er nicht mithalten.
Die Nennung Wiens wird in der Forschung mit dem Feldzug König Rudolfs von Habsburg von 1276 in Verbindung gebracht (vgl. Lübben, S. 115, 122). So verstanden würde in der dritten Strophe Minneglück mit Kampferfolg zusammengeführt werden.
Sandra Hofert