LDM -- Strophensynopse

Walther von der Vogelweide, ›Herzoge uz Osterriche, la mich den lu̍ten‹

A Wa 72

A Wa 72 = L 35,17; RSM ¹WaltV/9/16a

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 9v

[ini H|1|rot]erzoge {#v|û}z %{o|ô}#st#err{i|î}che, l{a|â} mich den l{#v^i|iu}ten·, /

w{u|ü}n#sche mir ze velde,[[2 i¬ze velde~i$ i¬ze selde~i Wa/Kr]] niht ze>>walde·, ich enkan niht r{#v^i|iu}ten.[[3 i¬riuten~i swV. ›urbar machen‹ (Le II, Sp. 472), hier ›roden‹.]]

#si #sehent / mich b{i|î} in gerne·, al#s{o|ô} t{#v^o|uo}n ich #si·.

d#v w{u|ü}n#sche#st #vnd#er<<w{i|î}lent bi{dd|d}er<<man/ne[[3 i¬biderman~i stM. = i¬biderb man~i ›unbescholtener Mann, Ehrenmann‹ (Le I, Sp. 266).]], d#v enwei#st niht wie·.

w{u|ü}n#sches[[3 Zu i¬-(e)st~i neben i¬-(e)s~i als Endung der 2. Sg. Präs. vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 6.]] d#v mir vo#n in, #s{o|ô} t{#v^o|uo}#st d#v mir leide·.

vil / #s{e|æ}l{i|e}c #s{i|î} der walt, darz{#v^o|uo} di#v heide·!

d{#v^i|iu} m{#v^o|üe}ze dir vil wol gezemen·. wie h{a|â}#st / d#v n#v get{a|â}n·,

#s{i|î}t ich dir an d{i|î}n gemach gew{u|ü}n#schet h{a|â}n·

#vn#d d#v mir an / m{i|î}n #vngemach·? l{a|â} #st{a|â}n,

wis d#v vo#n in, l{a|â} mich b{i|î} in, #s{o|ô} leben wir #sanfte / beide·.

C Wa 335 (331 [347])

C Wa 335 (331 [347]) = L 35,17; RSM ¹WaltV/9/16b

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 140rb

[ini L|2|blau]{#v^i|iu}polt {#v|û}{s|z} %{o^e|œ}#sterr{i|î}che, l{a|â} mich b{i|î} de#n l{u^i|iu}ten·, /

w{u^i|ü}n#sche m{i|î}n ze velde[[2 i¬ze velde~i$ i¬ze selde~i Wa/Kr]] #vn#d niht ze>>wal-/de, ich en<<kan niht r{u^i|iu}ten·.[[3 i¬riuten~i swV. ›urbar machen‹ (Le II, Sp. 472), hier ›roden‹.]]

du w{u^i|ü}n#sche#st m{i|î}n / ze[[1 i¬ze~i$ i¬z~i gebessert aus Majuskel (?)]] walde, ich was b{i|î} l{u^i|iu}te#n ie·,

d#v w{u^i|ü}n#sche#st / #vnder<<w{i|î}lent· m{i|î}n ebenre man,[[3 i¬m{i|î}n ebenre man~i etwa ›Männer, die angemessener sind als ich‹.]] d#v'n wei#st / #ioch wie·.

w{u^i|ü}n#sche#st d#v mich vo#n in, #s{o|ô} t{#v^o|uo}#st // in leide·.

#s{e|æ}l{i|e}{g|c} #s{i|î} der walt #vn#d {o^v|ou}ch d{u^i|iu} heide·! /

d{a|â} m{#v^e|üe}{#s#s|z}e#st d#v mit fr{o^ei|öu}de#n lebe#n. wie h{a|â}#st d#v / #s#vs get{a|â}n·,

d#c ich dich an d{i|î}n gemach ge-/w{u^i|ü}n#schet h{a|â}n·

#vn#d d#v mich an m{i|î}n #vnge-/mach? l{a|â} #st{a|â}n·,

wi#s d#v vo#n dan, l{a|â} mich b{i|î} in, / #s{o|ô} h{a|â}n wir wu#nne beide#·. /

Kommentar

Überlieferung: Die Spruchstrophe ist in A und C in sich stark voneinander unterscheidendem Wortlaut überliefert.

Form: 6-a 7-a / 6b 7b // 6-c 5-c 7d / 6d 5d 7-c (Walther von der Vogelweide, Unmutston), siehe Tonkommentar.

In A V. 1 kommt es zu Hebungsprall (lá mích), und für C V. 5 ist beschwerte Hebung anzusetzen (wúnschèst).

Inhalt: Bitte an den Herzog (C: Leopold) von Österreich, den Sprecher nicht der Gesellschaft anderer zu entziehen. An seiner Stelle solle der Herzog selbst von ihnen fortgehen und sich an einem Leben in der Wildnis (V. 6: walt und heide) erfreuen.

Sarah Hutterer