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Überlieferung: C und L überliefern die fünf Strophen parallel.
Form: 2a 2a 4b / 2c 2c 4b // 2d 2d 4e 2f 2f 4e .2e
Die Kanzonenform ist aufgeweicht durch unterschiedliche Stollen (vgl. Braun, S. 407). Die letzte Strophe wird abgeschlossen durch einen zusätzlichen Vers, der den e-Reim aufgreift.
Inhalt: Das Minnelied thematisiert allgemein und unbefangen die körperliche Liebesfreude, wobei es stark mit Metonymien arbeitet. Es ähnelt der lateinischen erotischen Vagantendichtung (vgl. Klein, S. 347f.) und ist eines von drei allgemeinen Minneliedern Ulrichs von Liechtenstein, die im ›Frauendienst‹ zwischen den persönlichen Ich-Liedern des ersten und zweiten Dienstverhältnisses ihren Platz finden (vgl. Hübner I, S. 320).
Zunächst reiht ein sommerlicher Natureingang schlagwortartig Naturschauplätze und Farben aneinander, was dann als Freudenatur metonymisch aufgelöst (vgl. C,7–9: wunneklich, / froͤidenrich / ist gar, swaz du̍ erde treit) wird, der das Glück des Liebesdienstes entspricht (vgl. I,10–13). II entkoppelt Sommer und Liebe von jahreszeitlichem Verlauf und setzt Liebe mit immerwährendem meien schin gleich (C II,6), mit froͤidenspil und froͤidenleben (C II,9f.). III schließt an II an, und zwar sowohl mit dem parallel verwendeten verallgemeinernden Pronomen swem (vgl. II,1 und 12, III,1 und 12) als auch thematisch: So führt die Strophe der minne froͤidenspil plastisch vor Augen, nämlich metonymisch als eine Umarmung von linden armen blanc (C III,12), was IV fortführt im kussen (C IV,3) und gegenseitigen liebevollen Ansehen (vgl. IV,7–9). V steigert die Nähe in einer hüllenlosen Umschlingung des Liebespaars (vgl. V,3–7). Eine formale Abschlussbeschwerung der letzten Strophe erreichen Haufenreim und zusätzlicher Vers, was mit einer inhaltlichen Intensivierung einher geht: chleinvelhitzeroter munt / wirt minnen wunt, / dar nach gesunt (L V,12–14), kann im Strophenzusammenhang einerseits konkret als Küssen aufgefasst werden, andererseits sind die Verse als Metapher für das Liebesspiel insgesamt plausibel. Die Mund-Metaphorik greift auf IV,1–3 zurück, während die bei Ulrich häufige Wortzusammensetzung kleinvelhitzerot eine Lied-übergreifende semantische Intensivierung darstellt.
Simone Leidinger