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Walther von der Vogelweide, ›Wie sol man gewarten dir‹ (sekundärer Textzusammenhang)
C Wa 217 (213 [220])
IC Wa 217 (213 [220]) = L 59,37
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 218 (214 [221])
IIC Wa 218 (214 [221]) = L 60,6
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 219 (215 [222])
IIIC Wa 219 (215 [222]) = L 60,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 220 (216 [223])
IVC Wa 220 (216 [223]) = L 60,20
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 221 (217 [224])
VC Wa 221 (217 [224]) = L 60,27
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra
C Wa 222 (218 [225])
(work in progress)C Wa 222 (218 [225]) = L 64,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 134ra

Kommentar

Überlieferung: Das Lied wird in 5 Hss. tradiert. B und C überliefern 5 Strophen in identischer Reihenfolge und mit geringen textlichen Abweichungen. Die Fassung E überliefert die ersten drei Strophen der BC-Fassung, schließt dann deren fünfte Strophe an und enthält zwei weitere Strophen. Fassung O1 bietet denselben Strophenbestand wie E, nur fehlt die letzte Strophe (was aber aufgrund des stark fragmentarischen Charakters von O1 – auch von der letzten dort vorhandenen Strohe ist nur noch der Anfang erhalten – nicht aussagekräftig ist). Die kürzeste Fassung bietet A – sie überliefert die ersten drei Strophen des BC-Bestandes, allerdings in umgekehrter Reihenfolge.

Form: 4a 4b / 4a 4b // 3-c 3-c 4-c

Siebenzeilige Stollen­stro­phen mit dreizeiligem monorimem Abgesang. Ein Auftakt findet sich in EO1 I,3. In E I,1 ist das Reimschema durch Satzumstellung gestört.

Inhalt: Weltklage

Das Lied beginnt in allen Fassungen (außer A) mit der Frage an die personifizierte Welt: Wie sol man gewarten dir? (I,1) In den anschließenden Strophen folgt eine Paränese (Mahnrede) an die Welt, die in jeder Strophe adressiert wird (lediglich in E VI,1 spricht das Sänger-Ich kurz von der Welt in der 3. Pers., um dann aber in E VI,2 wieder zur direkten Anrede zurückzukehren). Das Lied besitzt eine kreisende Struktur, bei der das Sänger-Ich immer wieder seine schon eingangs formulierte Ratlosigkeit darüber bekundet (etwa BC IV,1f.), was die Welt denn genau von ihm wolle, damit seine Bitten erfüllt würden, oder wie lange es noch bis zu dieser Erfüllung dauere (EO1 V,1). Obwohl die Welt mit topischen Argumenten kritisiert oder ermahnt wird (sie möge doch z. B. wiser lu̍te tugent und nicht der toren jugent folgen - BC V,2.4 bzw. EO1 IV,2.4), entsteht der Eindruck eines recht persönlichen Liedes. Bemerkenswert ist, dass in BC keine Abkehr von der Welt angedroht wird – stattdessen versichert das Ich immer wieder seine Dienstbereitschaft (etwa BC II,5–7 oder BC IV,2f.). Lediglich ganz zu Beginn in E I,6f. (dich versmahen) und dann nochmal deutlicher in EO1 V,4f. findet sich eine Drohung der Dienstaufkündigung, während BCO1 I,7 versmahen mit Dat. setzen und so umgekehrt eher der Angst des Sänger-Ichs Ausdruck verleihen, selbst von der Welt verschmäht zu werden. (Zur Fassung A siehe unten)

Nicht weiter spezifiziert wird, was sich das Sänger-Ich als Lohn von der Welt erhofft (eines – BCEO1 II,2): Nur in E schließt das Lied mit der allgemeinen Bitte um Gegenliebe (wider liebe liep, E VI,7). Insgesamt aber trägt die hier angesprochene Frau Welt Züge der Frau Minne, sodass es naheliegend ist, an eine Liebeserfüllung zu denken.

Die drei­stro­phige Fassung in A besitzt durch die Strophenumstellung einen anderen Charakter: Zunächst wird hier die Welt darum gebeten, wegen der folgenden Mahnung nicht zu zürnen (A I,1f.), dann folgt die Bitte um den Lohn, hier zunächst noch mit der Versicherung des treuen Dienstes, schließlich endet das Lied in A III aber mit der Androhung der Dienstaufkündigung, die hier, wo sie zum Schlusswort wird, einen deutlich gewichtigeren Stellenwert einnimmt. In A steht damit weniger die immer wieder um die selben Themen sich drehende Auseinandersetzung des Ichs mit der Welt im Zentrum, sondern diese Schlusspointe.

Björn Reich

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