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Überlieferung: Das vermutlich älteste bekannte Refrainlied des Minnesangs ist nur in C und hier unter Dietmar überliefert.
Form: .8a .8a (.)4b 4b (.)7c .2x .4c
Mehrfach weichen Verse hinsichtlich der Hebungszahl von diesem Schema ab. Formal sind die Strophen nicht nur durch den Refrain miteinander verschränkt, sondern es greifen auch in jeder der drei Strophen zwei Reime einen Reim der beiden jeweiligen anderen Strophen auf (I,2f./III,2f., I,5 und 7/II,5 und 7, II,1f./III,1f.). Insgesamt beschränkt sich das Lied auf wenige Reimklänge: In II und III bilden die Laute uo, î und â den Reimklang (vgl. Wapnewski, S. 165), in I sind es bis auf den Refrain-Vers verschiedene a-Laute. Anders als zum Beispiel in C Dietm 25–28, in dem die letzte Strophe formal eine Steigerung darstellt – sie nimmt aus allen vorangehenden Strophen je ein Reimwort auf –, sind die drei Strophen des vorliegenden Liedes durch Refrain und Reimverknüpfung nicht in einer bestimmten Reihenfolge einander zugeordnet (vgl. Ipsen, S. 351f.). Die Strophen korrespondieren auch durch syntaktische Parallelen, so sind I,2–4 und III,2–4 ähnlich gebaut.
Inhalt: Der enge formale Zusammenhang geht einher mit einer eher lockeren inhaltlichen Verknüpfung der Strophen. Im Anschluss an Burdach, S. 80, werden die Strophen meist als drei Momente einer Liebesbeziehung verstanden. In I ordnet das Ich sich der Dame als Liebesherrin unter und vergleicht sich einem vom Steuermann gelenkten Schiff, das sich beherrschen lässt, wenn das Meer seine Wogen geglättet hat (vgl. I,4f.). Der Plural benement im abschließenden Vers bezieht sich vermutlich auf das erste Reimpaar: Neben der frowe (I,2) ist dort auch das eigene herze (I,1) dafür verantwortlich, dass das Ich sich verliebt (vgl. Eisbrenner, S. 186). In II drückt eine weibliche Stimme ihre beständige und ane mâsse (II,2) empfundene Zuneigung zu einem Ritter aus, die in der Aussage gipfelt, um ihres Geliebten willen nun auf die ganze Welt verzichten zu müssen (nu muos ich al der werlte haben dur sinen willen rat, II,5). Die ersten beiden Strophen zusammengenommen eröffnen als Perspektive zweier Geliebter prinzipiell die Möglichkeit einer erfüllten Minne. Die dritte Strophe nimmt im Modus der Liebesklage diese Möglichkeit zurück: Ein Ich klagt, einer Dame fern bleiben zu müssen, obwohl es ihr ganz in ihrem Willen gedient habe. Als einzige gesellschaftskonforme Möglichkeit, Liebe auszudrücken, führt diese Strophe das Werben und Klagen vor (vgl. Hausmann, S. 89–92). II und III teilen sich die Terminologie vom dienen, I wird von der Bildlichkeit der Schiffsmetaphorik dominiert. Dadurch, dass der Refrain die drei Strophen formal eng miteinander verbindet, fällt umso mehr auf, dass »alle Strophen inhaltlich gleich wenig zusammenzuhängen scheinen« (Grimminger, S. 21) und insbesondere II und III sogar eher miteinander kontrastieren. Im Zusammenspiel machen die drei Strophen »die Dialektik zwischen Minnefreude und -leid erfahrbar« (Köhler. S. 109).
Simone Leidinger